1842 brach der 30-jährige Charles Dickens zu einer Reise nach Amerika auf, wo, wie der Autor des „Oliver Twist“ glaubte, Demokratie, Freiheit und soziale Gerechtigkeit herrschten. Geriet Dickens noch beim Besuch einer gut betriebenen Bostoner Fabrik oder beim Spaziergang auf dem New Yorker Broadway mit seinem Verkehrs- und Menschengewühl ins Schwärmen, so schlug er bald dunklere Töne an. Angesichts der Elendsgestalten, die im New Yorker Slum „Five Points“ in „Wolfshöhlen“ vegetierten, angesichts der unhaltbaren Zustände im Untersuchungsgefängnis oder der Unmenschlichkeit der Einzelhaft in den neu erbauten „Reformstrafanstalten“, schließlich gar der menschenverachtenden Brutalität der Sklaverei, zerstoben alle Illusionen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Charles Dickens
Aufzeichnungen aus Amerika
BR Bayern/Der Audio Verlag, München 2021, mp3-CD, Laufzeit 4 Stunden 5 Minuten, € 10,–