Das Werk des Schriftstellers und Übersetzers Franz Hessel war lange vergessen. Er teilte das Schicksal so vieler, deren Leben durch die Nationalsozialisten zerstört wurde. Hessel, zeitweise Mitglied des Kreises um den Dichter Stefan George, war bis 1938 Lektor im Rowohlt Verlag. Als Jude sah er sich schließlich gezwungen, ins Exil nach Paris zu gehen. Er starb 1941 im südfranzösischen Sanary-sur-Mer. In dem autobiographischen Roman „Der Kramladen des Glücks“ erzählt Hessel eindrücklich von seiner behüteten Kindheit in Stettin, dem frühen Tod der Mutter, von der Schulzeit in Berlin – in der er erstmals Judenhass erlebte –, vor allem aber von seinem Leben in der Schwabinger Bohème der Jahrhundertwende. Ein hörenswertes poetisches Zeitzeugnis.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Franz Hessel
Der Kramladen des Glück
SWR 2/Der Audio Verlag, Berlin 2021, 1 Mp3-CD, Laufzeit 6 Stunden 46 Minuten, € 10,–