Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Auslese: Was Forscher diese Woche sonst noch entdeckt haben

Technik|Digitales

Auslese: Was Forscher diese Woche sonst noch entdeckt haben
Ötzis letzte Mahlzeit ist ein beliebtes Thema unter Mumienforschern und auch in den Medien ? so beliebt sogar, dass schon mindestens dreimal vermeldet wurde, man wisse nun endlich, was der Gletschermann vor seinem Tod als letztes gegessen hat: Wild, Getreide und, für viele erstaunlich, wohl auch Moos. Tatsächlich hat Ötzi als allerletztes jedoch wohl Steinbock-Fleisch zu sich genommen, zeigt jetzt eine neue Untersuchung ? und die darf mit einiger Berechtigung für sich in Anspruch nehmen, wirklich die Zusammensetzung des letzten Mahls des Eismanns entdeckt zu haben. Denn während für die früheren Untersuchungen vor allem der Darminhalt der Gletschermumie zu Rate gezogen worden war, gelang es nun erstmals, ihren nach oben gerutschten Magen zu identifizieren und den Inhalt zu untersuchen. Ergebnis: Nur 30 bis 120 Minuten vor seinem Tod verzehrte Ötzi das Fleisch eines Steinbocks. (Frank Maixner, Institut für Mumien und den Iceman in Bozen, et al.: Vortrag auf dem World Congress on Mummy Studies, San Diego; Science, Online-Dienst)

Aus den Südtiroler Alpen geht es weiter nach Japan, dorthin also, wo alle mehr oder weniger sinnvollen elektronischen und elektrischen Helferlein erfunden werden. „PossessedHand“ heißt die neueste Kreation eines Forscherteams von der Universität von Tokio und den Sony Computer Science Laboratories, die unter anderem helfen soll, das Spielen eines Musikinstruments zu lernen. Der Name ist dabei Programm: Es handelt sich um ein System aus verschiedenen Elektroden, die am Unterarm angebracht werden und mithilfe von leichten Strompulsen die Muskeln in den Fingern dazu bringen, sich zusammenzuziehen. Die Steuerung kann dabei so programmiert werden, dass sie die Finger in einer ganz bestimmten Reihenfolge und in definierten Abständen bewegt. Zwar reicht die Kraft der erzeugten Bewegung dabei nicht, um beispielsweise eine Taste auf einem Klavier anzuschlagen oder die Saite der japanischen Zither zu zupfen, aber die künstlich erzeugte Bewegung hilft laut den Forschern, dem Spieler zu zeigen, welchen Finger er als nächstes benötigt. Die Resonanz ist allerdings nicht gerade überwältigend: Es sei sehr beunruhigend, derart ferngesteuert zu werden, sagen die Testpersonen. ( New Scientist, Online-Dienst)

Mit einem ausgeklügelten Bewegungssystem beschäftigte sich auch ein US-Forscherteam: Die Wissenschaftler wollten herausfinden, wofür genau Fledermäuse winzige Härchen auf ihren Flügeln haben. Die Mini-Haare, die auf kleinen Erhebungen der Flügelmembran sitzen, scheinen vor allem für die Navigation wichtig zu sein, hatte bereits eine Studie des gleichen Teams vor knapp sechs Jahren gezeigt. Fehlen sie, sind die Tiere nicht mehr so wendig und haben Probleme mit komplexen Flugmanövern. In der neuen Studie untersuchten die Forscher zusätzlich, welche Hirnregionen wie auf den Input aus den Sinneszellen reagieren, die mit den Härchen gekoppelt sind. Dazu pusteten sie Luft in verschiedene Richtungen über die Flügel. Ergebnis: Es waren vor allem sogenannte somatosensorische Areale im Gehirn, die in Aktion traten ? Bereiche also, die für die Wahrnehmung und Verarbeitung von Sinneseindrücken zuständig sind ?, und sie wurden besonders dann aktiv, wenn die Strömung aus einer unerwarteten oder ungewöhnlichen Richtung kam. Die Härchen dienen demnach hauptsächlich dazu, die Fledermäuse auf potenziell gefährliche Strömungsverhältnisse aufmerksam zu machen und ihnen zu ermöglichen, ihren Flugstil so zu verändern, dass es nicht zu einem Strömungsabriss kommt. Das bestätigte sich auch in einem simulierten Wald, durch den die Tiere hindurchnavigieren mussten: Bekamen sie kein Feedback von ihren Flügelhaaren, weil selbige mithilfe einer Enthaarungscreme entfernt worden waren, flogen sie schneller und vollzogen weniger gewagte Manöver ? Maßnahmen, die einem möglichen Strömungsabriss durch zu langsames Fliegen entgegenwirken. (Susanne Sterbing-D’Angelo, University of Maryland, et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.1018740108)

Zurück zum Menschen und dessen Eigenheiten ? in diesem Fall den Tücken der Partnerwahl. Eine Gruppe kanadischer und US-amerikanischer Psychologen hat dazu eine entscheidende Entdeckung gemacht: Frauen sind rund um die Zeit ihres Eisprungs messbar besser darin, einem Mann seine sexuelle Orientierung vom Gesicht abzulesen, als in anderen Phasen ihres monatlichen Zyklus. Eine sinnvolle Fähigkeit, kommentieren die Wissenschaftler, sei es doch zu dieser Zeit wichtig, echte potenzielle Partner so schnell wie möglich zu identifizieren und solche auszusortieren, die nicht infrage kommen. Bei den Gesichtern von Frauen funktioniert das übrigens nicht ? hier ist die Trefferquote unabhängig vom Zyklus. Es ist jedoch nicht nur der Eisprung, der das Auge einer Frau schärfen kann: Auch wer gezielt auf der Suche nach einem Partner ist oder auch nur darüber nachdenkt, kann schwule Männer besser von heterosexuellen unterscheiden. (Nicholas Rule, University of Toronto, et al.: Psychological Science, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1177/0956797611412394)

Zum Schluss noch eine schlechte Nachricht für alle eineiigen Zwillinge mit kriminellen Ambitionen: Zwar lässt sich ihre DNA, die an einem möglichen Tatort zurückbleibt, nach wie vor nicht unterscheiden, man kann aber trotzdem feststellen, welcher Zwilling vor Ort war ? und zwar an dessen individuellen Körpergeruch. Tschechischen Forschern ist es jetzt nämlich gelungen, 10 Polizei-Schäferhunde genau darauf zu trainieren: Sie ließen die Tiere an Wattestäbchen schnüffeln, mit denen verschiedene Testpersonen über ihre Mundschleimhaut gewischt hatten, darunter zwei eineiige und zwei zweieiige Zwillingspärchen. Anschließend brachten sie die Hunde in einen Raum mit acht unterschiedlichen Duftproben. Keins der Tiere hatte auch nur die geringsten Schwierigkeiten, die zuvor erschnupperte Duftnote wiederzuerkennen, selbst wenn der Geruch des identischen Zwillings ebenfalls präsent war. Das Beeindruckende daran sei, dass die Zwillinge alle im gleichen Haushalt lebten und sich gleich ernährt hatten, betonen die Forscher. Es brauche also nur Übung und ein spezielles Training auf Seiten der Hunde, um auch den trickreichsten Verbrechern das Handwerk zu legen. (Ludvík Pinc, Czech University of Life Sciences, Prag, et al.: PLoS one, doi: 10.1371/journal.pone.0020704)

Anzeige
wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

an|ä|misch  〈Adj.; Med.〉 = blutarm

Wunsch|kon|zert  〈n. 11; Radio; TV〉 Konzert, in dem von Hörern od. Zuschauern gewünschte Stücke gespielt werden

Re|fri|ge|ra|ti|on  auch:  Ref|ri|ge|ra|ti|on  〈f. 20; Med.〉 Anwendung kühlender Mittel … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige