Ein Verfahren, mit dem quasi über Nacht aus Pflanzenabfällen Kohle hergestellt werden kann, hat Markus Antonietti vom Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam entwickelt. Der Wissenschaftler benötigt für seine so genannte hydrothermale Karbonisierung lediglich eine Art Dampfkochtopf. In dieses Gefäß wird Stroh, Holz, Gras oder Laub gefüllt. Weitere Zutaten sind Wasser sowie Zitronensäure oder Eisen als Katalysator. Anschließend wird der Topf geschlossen und der Inhalt unter Druck und Luftabschluss zwölf Stunden lang bei 180 Grad Celsius gekocht. Danach ist in der Apparatur eine schwarze Brühe, in der sämtlicher Kohlenstoff, der in dem Grünzeug gebunden war, in Form von winzigen Braunkohlekügelchen schwimmt. Diese Partikel können verfeuert werden oder zur Produktion von Benzin, Diesel oder Chemikalien dienen. Die Umwandlung des Pflanzenmaterials verläuft ohne Verluste an Kohlenstoff – es wird kein klimaschädliches Kohlendioxid freigesetzt.
Was wie Hexerei klingt, ist gar keine, erklärt Antonietti: „ Biomasse besteht aus Kohlenhydraten, also aus Zuckerbausteinen. Uns ist es gelungen, diese Zuckermoleküle in einem chemischen Prozess in kurzer Zeit in Kohlenstoff und Wasser zu zerlegen. Dabei wird auch die Energie im Zucker frei.” Für Antonietti könnte die hydrothermale Karbonisierung Grundlage einer neuen und umweltneutralen Energiewirtschaft werden.