Die kostspielige Infrastruktur ist aber nicht die einzige Hürde auf dem Weg in die Informationsgesellschaft. Das Marketingmagazin „Emarketer“ schätzt, daß 70 bis 80 Prozent der Internet-Seiten in englischer Sprache verfaßt sind. Auf den Plätzen folgen Deutsch, Japanisch, Französisch und Spanisch. Für die meisten Menschen bleibt das Internet also schon aus sprachlichen Gründen ein Buch mit sieben Siegeln.
Die UNO hat dieses Problem erkannt und will gegensteuern. An der Universität der Vereinten Nationen in Tokio wurde begonnen, eine Universalsprache für das Internet zu entwickeln. „Jede Landessprache soll mit einem einfachen Programm in diese Universal Networking Language (UNL) übersetzt und dann in jede beliebige Sprache zurücktransformiert werden“, erklärt Jörg Schütz von der Universität des Saarlandes. Er leitet die Projektgruppe, die das Übersetzungsprogramm für die deutsche Sprache entwickelt.
Der Graben, der die Menschen mit Zugang zum Internet von den Habenichtsen trennt, verläuft nicht nur zwischen Kontinenten oder Ländern: Auch in Staaten, die Vorreiter der neuen Technologie sind, gibt es große Unterschiede. Eine Untersuchung der US-Regierung mit dem Titel „Falling through the Net“ belegt: Zwar haben knapp 20 Prozent der Amerikaner Zugang zum Internet, dieser Anteil variiert aber stark je nach gesellschaftlicher Schicht.
Während nur zwei Prozent der Menschen mit einem Jahreseinkommen von weniger als 10000 Dollar teilnehmen, tummelt sich über die Hälfte der besserverdienenden Amerikaner (über 75000 Dollar Haushaltseinkommen) im Netz. Benachteiligt sind junge Familien, Alleinerziehende und ethnische Minderheiten. Obwohl auch diese Menschen durchschnittlich mehr Computer besitzen und öfter im Internet sind als noch vor drei Jahren, hat sich der Abstand zu den anderen Gruppen weiter vergrößert.
Auch in Deutschland gilt die Faustregel: Der typische Online-Nutzer ist männlich, jung, hochgebildet und berufstätig. Damit nicht ganze Bevölkerungsgruppen den Zug in die Zukunft verpassen, hat das Bundesforschungsministerium vor knapp drei Jahren die Initiative „Schulen ans Netz“ angestoßen. Ehrgeiziges Ziel: Bis zum Jahr 2001 sollen alle der rund 44000 allgemeinbildenden Schulen ans Internet angeschlossen sein. Bis jetzt spiegeln die 9000 teilnehmenden Schulen aber das Bildungsgefälle der Internet-Gemeinde wider: „30 Prozent der Projektanträge wurden bisher von Gymnasien gestellt – damit sind diese überrepräsentiert“, erklärt Prof. Renate Schulz-Zander von der Universität Dortmund, die das Projekt wissenschaftlich begleitet.
Ihre Untersuchung soll klären, ob es gelingt, alle Schülergruppen in die Arbeit mit dem Internet einzubeziehen. Offizielle Ergebnisse will Schulz-Zander in diesem Som-mer vorlegen. Daß es vielen Internet-Abstinenzlerinnen einfach nur an Gelegenheit mangelt, weiß Barbara Schwarze zu berichten. Sie ist eine der Koordinatorinnen der Initiative „Frauen ans Netz“, die Ende des vergangenen Jahres in vier deutschen Groß-städten stattgefunden hat.
Interessierte Frauen konnten direkt in den Telekom-Läden der Innenstädte ihrer Neugier freien Lauf lassen. Nach einer kurzen Einführung – dem kleinen Surfschein – erkundeten sie auf eigene Faust die digitale Welt. Das Angebot schlug ein wie eine Bombe, 1500 Frauen nahmen teil. „Das war der Brüller“, staunt Schwarze immer noch. „Die haben uns glatt die Bude eingerannt.“