Ein neues Computerprogramm soll Lügner an winzigen, unwillkürlichen Gesichtsbewegungen erkennen. Das von einem amerikanischen Forscher entwickelte System bestimmt automatisch jeden Gesichtsaudruck, den Verdächtige während einer Befragung zeigen und erkennt so Emotionen, die auf eine Lüge hindeuten. Das Programm wurde in den USA bereits bei der Identifizierung von Verdächtigen mit kriminellen Absichten getestet und soll nun für einen möglichen Einsatz bei der Erkennung von potenziellen Terroristen erprobt werden.
Das Computerprogramm von dem Sozialpsychologen Mark Frank basiert auf der Arbeit des Anthropologen und Psychologen
Paul Ekman, der erkannte, dass in allen Kulturen die bei bestimmten Emotionen gezeigten Gesichtsbewegungen gleich sind. Winzige und unbewusste Bewegungen deuten dabei erstaunlich genau auf die zugrundeliegende Emotion hin, erklären die Wissenschaftler. Das könnte beim Erkennen von Lügen nützlich sein. Zur Vereinfachung entwickelte Ekman ein Nummerierungssystem für alle Gesichtsbewegungen und verknüpfte diese mit den dazugehörigen Emotionen.
Mithilfe dieses Systems identifizierte Frank nun diejenigen Bewegungen der 44 menschlichen Gesichtsmuskeln, die auf Angst, Misstrauen, Bedrängnis oder andere beim Erzählen einer Lüge empfundenen Emotionen hinweisen. In einem Computerprogramm automatisierte er Ekmans Nummerierungssystem, wodurch die Gesichtsbewegungen, die Verdächtige während einer Befragung zeigen, automatisch identifiziert werden können. Vor der Entwicklung dieses neuen Computerprogramms dauerte es bis zu drei Stunden, um eine Minute einer Befragung auf Zucken und Blinzeln des Verdächtigen zu untersuchen.
Eine einzige oder auch eine Vielzahl solcher unbewusster Bewegungen sei aber noch kein Beweis für eine Lüge, erklärt Frank. Nur im Zusammenhang mit anderen Verhaltensauffälligkeiten seien sie von Bedeutung. Und auch dann liefern sie keine Beweise, sondern nur sehr gute Hinweise.
Pressemitteilung der Universität in Buffalo ddp/wissenschaft.de ? Andrea Boller