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Die Philosophie Derridas soll Computer sicherer machen

Technik|Digitales

Die Philosophie Derridas soll Computer sicherer machen
Die Sicherheit von Computern, die Atomkraftwerke oder Flugzeuge überwachen, sollte einen hohen Stellenwert haben. Dennoch werde, so ein englischer Forscher, die Computer-Sicherheit meist nur nach dem Bericht der Firmen beurteilt, die den Computer hergestellt haben. Jim Armstrong von der University of Newcastle upon Tyne will diese Problematik nun auf ganz neue Weise angehen: Mit dem methodischen Instrumentarium des zeitgenössischen französischen Philosophen Jacques Derrida sollen Überprüfungsstellen in die Lage versetzt werden, systematisch zwischen den Zeilen eines Berichts zu lesen.

Bisher sei es üblich, so Jim Armstrong, dass Überprüfungsstellen für Computersicherheit sich auf zwei Kriterien verlassen: Das eine Kriterium sei eine formale Checkliste für Sicherheitsstandards, die eine Computer-Herstellungsfirma erfüllen müsse. Die Checkliste basiere auf einem Bericht, den die Herstellungsfirma selbst schreibt. Das andere Kriterium sei ganz allgemein der gute Ruf der Herstellungsfirma. Unternehmen, die in dem Ruf stehen, sichere und zuverlässige Rechner zu bauen, werde eben mehr vertraut als Firmen, wo dies nicht der Fall ist.

Da diese Herangehensweisen sehr subjektiv sind, suchte Armstrong, der selbst sowohl Literaturwissenschaftler als auch Informatiker ist, nach einer Methode, die die Firmenberichte systematisch in ein rechtes Licht rücken könnte. Dabei stieß er auf das Verfahren der „Dekonstruktion“, das der französische Philosoph Jacques Derrida eingeführt hat. Mit dieser Methode werden Bedeutungen in Texten aufgespürt, die die Autoren dort eigentlich nicht hineinzuschreiben beabsichtigten. Das heißt, das Verfahren ermöglicht ein systematisches Zwischen-den-Zeilen-Lesen.

Nun könnte der Einwand vorgebracht werden, dass die Computer-Firmen ja ihrerseits das Verfahren der Dekonstruktion lernen und dann ihre Texte so abfassen könnten, dass es da nichts zwischen den Zeilen zu lesen gäbe. Dem hält Armstrong entgegen, dass es immer wieder vorkomme, dass in einem großen Unternehmen eine Abteilung Sicherheitsbedenken hat, die sich dann in einen Bericht einschleichen könnten, während die anderen Abteilungen diese Probleme als nicht gravierend ansehen. Auf diese Weise käme ein Bericht zustande, der vielleicht oberflächlich betrachtet, alle Sicherheitsstandards bestätigt, bei dem aber durch das Verfahren der Dekonstruktion die Bedenken einiger Ingenieure aus der Firma an die Oberfläche geholt werden könnten.

Eine Projektförderung des „Engineering and Physical Sciences Research Council (EPSRC)“ ermöglicht die Forschung des Wissenschaftlers.

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