Die Flugzeug-Struktur wiegt nur 165 Kilogramm – die Hälfte eines vergleichbaren Serien-Segelflugzeugs. Icaré hat eine Spannweite von 25 Metern, trägt am Heck einen Elektromotor, der eigens an der Technischen Universität Braunschweig entwickelt wurde. Er wiegt zusammen mit Propeller und zugehöriger Elektronik nur 15 Kilogramm. Die Energie zum Starten bis auf 450 Meter Höhe liefern Akkus, danach reicht der Sonnenstrom aus 21 Quadratmetern Solarzellen auf Flügeln und Höhenleitwerk aus, um die Höhe zu halten.
Hinter dem Arbeiten an Icaré steckt nicht nur der sportliche Ehrgeiz der Forscher, Herausforderungen zu meistern oder Wettbewerbe zu gewinnen. Es geht um mehr: Mit der an diesem Solarflugzeug erprobten Technik will man hochfliegende Forschungsplattformen bauen, die Satelliten und Ballons Konkurrenz machen. Die Aufgaben reichen von der Erd- und Wetterbeobachtung über die Atmosphärenforschung bis zu Messungen zur Ozon- und Treibhaus-Problematik. Zum Beispiel: – chemische und physikalische Messungen in der oberen Atmosphäre – Erforschung und Vorhersage von tropischen Stürmen – Wetterdaten-Erfassung – Verteilung von CO2 und Methan – Auswirkung hochfliegender Überschallflugzeuge auf die Stratosphäre – Instrumenten-Tests für Satelliten – Beobachtung von Vulkanausbrüchen und Großbränden – Relaisstationen und Verbindungen für die Telekommunikation.
Bisher fehlte es an geeigneten Fluggeräten für solche Aufgaben. Ballons erreichen zwar diese Höhen, können auch große Nutzlasten transportieren. Sie sind aber den Winden ausgeliefert. “Normale” Flugzeuge kommen kaum 20 Kilometer hoch, und ihre Flugdauer ist durch das “Stehvermögen” des Piloten und den Treibstoff-Vorrat begrenzt. Satelliten sind extrem teuer.
In diese Bresche können Solarflugzeuge springen, hochfliegende, unbemannte Forschungsflugzeuge. Tagsüber fliegen sie auf große Höhen und speichern außerdem Solarenergie, die ihnen nachts für einen langsamen Sinkflug zur Verfügung steht. Das Ziel ist, das Flugzeug immer oben zu lassen, beliebig lange auf einem großen Kreis – Tage, Wochen, vielleicht Monate. Wie theoretische Arbeiten und Icaré gezeigt haben, ist das mit der Fortentwicklung heutiger Technologie erreichbar.
“Unsere Flugzeugbauer sind gerade dabei, Modelle für eine solche Forschungs-Plattform am Rechner zu erstellen”, erklärt das Ulmer Jurymitglied Professor Ernst Messerschmid. ” Wenn wir heute einen Auftrag dazu bekämen, könnten wir in etwa drei Jahren starten. Dazu müßte es aber auch genügend Interessenten geben, die uns ihre Meßgeräte anvertrauen. Ich hoffe, daß viele Institute von dieser preiswerten Möglichkeit Gebrauch machen werden, die hohe Atmosphäre zu erforschen.”