Wenn nun die Luftröhren an einem Ort entlang der Glasfaser mit einer Flüssigkeit gefüllt werden, so kann Licht bestimmter Wellenlängen nicht mehr übertragen werden ? es ?leckt? gewissermaßen aus der Faser heraus. Eine Veränderung der Temperatur der Flüssigkeit erlaubt zudem die Kontrolle über die Wellenlänge des herausgefilterten Lichts. Eine mit kleinen Heizgeräten ausgestattete Flüssigkeitsfaser kann somit als ein wellenlängenselektiver Filter eingesetzt werden.
Die Forscher glauben, dass derartige Fasern eine große Zukunft in der Telekommunikation haben werden. Um nämlich Informationen mit einer hohen Bandbreite übertragen zu können, werden diese zumeist in Licht mehrerer Wellenlängen (Farben) codiert und gemeinsam durch die gleiche Glasfaser geschickt ? in der Fachwelt bezeichnet man dies als DWDM (dense wavelength devision multiplexing). Zur Decodierung der Informationen muss das Licht am Empfangsort in seine Wellenlängenbestandteile getrennt werden, zumeist mit teuren optoelektronischen Filtern. Derartige Filter müssen zum Teil auch unterhalb der Ozeane zur Verstärkung von Signalen in transkontinentalen Glasfasern vergraben werden ? ihre Wartung ist dementsprechend teuer. Der Einsatz von Flüssigkeitsfasern könnte daher die Kosten der Übertragung von Signalen über weite Strecken beträchtlich senken.
Die Physik hinter den Flüssigkeitsfasern ist relativ kompliziert: Mittels an bestimmten Stellen im Kernbereich der Fasern platzierten Brechungsgittern wird das Licht in den Außenbereich gedrängt und dort geleitet ? allerdings nur, wenn die feinen Röhren in diesem Bereich mit Luft oder einer Flüssigkeit gefüllt sind, die einen kleineren Brechungsindex als der Außenbereich aufweist. Sobald eine Flüssigkeit mit einem größeren Brechungsindex an diesen Ort gepumpt wird, kann das Licht nicht mehr im Außenbereich geleitet werden und wird damit herausgefiltert.