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Forscher versuchen die Gesetze des Aktienmarktes zu verstehen

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Forscher versuchen die Gesetze des Aktienmarktes zu verstehen
Das Börsengeschehen gehorcht strengen mathematischen Häufigkeitsverteilungen und wird vom Verhalten der „Big Player“ bestimmt wie beispielsweise den Managern großer Investmentfonds. Ein aus Physikern und Wirtschaftswissenschaftlern zusammengesetztes Forscherteam hat eine entsprechende Theorie an über 100 Millionen Transaktionsdaten aus den Finanzmärkten vieler Länder überprüft. Ihre Ergebnisse präsentieren sie in der Fachzeitschrift Nature (Bd. 423, S. 267).

„Der Handel an der Börse besteht aus vielen Zufallselementen. Aber am Ende des Tages findet man ein Muster, das den gleichen Potenzgesetzen gehorcht wie Erdbeben oder die menschliche Sprache“, erklärt Xavier Gabaix vom MIT in Cambridge. Die Häufigkeitsverteilung zwischen vielen schwachen und einigen wenigen starken Erdbeben gehorcht den gleichen Gesetzen wie die Verteilung zwischen häufig benutzen Worten wie „der“, „die“, „das“ und selten benutzten Spezialbegriffen.

Bei der Börse gehorchen das tägliche Handelsvolumen, die Anzahl der Transaktionen und die Preisschwankungen diesen Gesetzen. So fanden die Forscher beispielsweise, dass der Preis einer Aktie sich an achtmal so vielen Tagen um ein Prozent ändert wie er sich um zwei Prozent ändert. Und er ändert sich 64-mal so oft um ein Prozent wie um vier Prozent und so weiter.

Nach der Theorie von Gabaix und seinen Kollegen werden diese Gesetzmäßigkeiten allein vom Verhalten der „Big Player“ bestimmt. Der Fondsmanager eines großen Investmentfonds kauft Aktien, wenn er glaubt, dass diese unterbewertet sind. Da der Manager davon ausgeht, dass auch andere die Unterbewertung der Aktie sehen und daraus ebenfalls Profit schlagen wollen, muss er schnell handeln. Denn mit jeder Transaktion wird die Differenz zwischen der Unterbewertung und dem fairen Aktienpreis kleiner werden und somit der mögliche Gewinn schrumpfen.

Andererseits wird der Manager um so schneller Verkäufer dieser Aktie finden, je mehr er dafür bietet. Aber auch dadurch wird der Gewinn geschmälert. Die Forscher haben nun dieses Dilemma des Managers in Gleichungen formuliert und gezeigt, dass aus diesen Gleichungen die Potenzgesetze folgen, die sie an Millionen von Transaktionsdaten überprüften.

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„Die Häufigkeitsverteilung von Börsencrashs wie die von 1987 oder 1929 gehorcht diesen Gesetzen“, sagt Gabaix. „Aber das heißt nicht, dass wir einen Crash mit Sicherheit voraussagen können.“ Und selbst wenn die Forscher das könnten, gibt es ein weiteres Problem: „Unsere Analysen zeigen, dass diese Gesetze sehr robust sind, das heißt Börsencrashs wären sehr, sehr schwer zu verhindern.“

Gabaix erklärt diesen Zusammenhang weiter am Beispiel der Erdbeben: „Wenn wir eine sehr große Reibung ? in Bezug auf die Börse entspricht das regulierenden Gesetzen ? in das System einbauen, dann könnten wir die Erdbeben ? die Crashs ? verhindern. Eine mittelgroße Reibung würde aber überhaupt nichts bringen. Bevor wir Politikern Ratschläge geben können, was zu tun ist, müssen wir die Aktienmärkte noch sehr viel besser verstehen.“

Axel Tillemans
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