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Fracking: Kontamination aus dem Bohrloch

Technik|Digitales

Fracking: Kontamination aus dem Bohrloch
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Bohrstelle in einem Fracking-Gebiet (thinkstock)
Verseuchte Brunnen, Leitungswasser, das sich sogar anzünden lässt: Die Bilder und Berichte von mit Methangas kontaminiertem Trinkwasser in den US-Frackinggebieten gingen um die Welt. Was aber diese Kontamination verursachte, blieb strittig. US-Forscher haben dies nun mit Hilfe einer Edelgas-Isotopen-Analyse für rund 150 Trinkwasserbrunnen in Fracking-Gebieten in Pennsylvania und Texas überprüft. Ihr Ergebnis: An der Mehrheit der Kontaminationen ist tatsächlich das Fracking schuld. Das Gas stammt aber zum allergrößten Teil aus beschädigten oder ungenügend gesicherten Bohrlöchern und nicht aus Rissen im Gestein, die durch das Fracking verursacht wurden. Das bedeutet, dass diese Kontamination behebbar und vermeidbar ist.

Bei  der Förderung von im Gestein eingeschlossenen Gasvorkommen wird das hydraulische Fracturing – kurz Fracking eingesetzt. Dabei wird eine Flüssigkeit unter hohem Druck durch Bohrlöcher ins Gestein gepumpt. Dies verursacht Risse im gasführenden Gestein, durch die das Gas entweicht und über weitere Bohrlöcher abgepumpt werden kann. Obwohl die gashaltigen Schichten, wie beispielsweise der Marcellus-Schiefer in den USA, meist mehr als 1.000 Meter unterhalb der Grundwasserleiter liegen, weckten mit Methan kontaminierte Brunnen Besorgnis. Die hohen Methanwerte im Trinkwasser einiger Orte schienen darauf hin zu deuten, dass das Fracking Risse verursacht hatte, die bis in die wasserführenden Schichten reichten und das Grundwasser mit Gas verseuchten. In den USA waren bisherige Untersuchungen zur Quelle des Methans im Leitungswasser aber bisher nicht stichhaltig. Während die Fracking-Betreiber diese Kontamination auf natürliche Methanquellen im Untergrund schoben, fürchteten Betroffene und Umweltschutzorganisationen eine großflächige Verseuchung der Grundwasserleiter.

Edelgase als Herkunfts-Indikatoren

Thomas Darrah von der Duke University in Durham und seine Kollegen haben nun mit einer neuen Methode untersucht, woher das Methan in den Trinkwasserbrunnen der Fracking-Gebiete stammt. Dafür entnahmen sie Wasserproben aus 113 Brunnen im Gebiet des Marcellus-Schiefers in Pennsylvania und 20 Proben aus Brunnen in texanischen Frackinggebieten. Dieses Wasser analysierten sie auf den Methangehalt hin, vor allem aber auf den Gehalt an Isotopen der Edelgase Helium, Neon und Argon. Denn das Verhältnis dieser im Methangas enthaltenen Isotope verrät, aus welchen Gesteinsschichten das Gas stammt und ob es auf seinem Weg ins Wasser durch geochemische oder biologische Prozesse beeinflusst wurde.

Wie sich zeigte, stammte das Methan in wenigen, mehr als einen Kilometer von Fracking-Bohrungen entfernten Brunnen tatsächlich aus natürlichen Quellen.  Doch bei denjenigen, die weniger als einen Kilometer von Bohrstellen entfernt lagen, war dies nicht der Fall. „In diesen Fällen gibt es klare Belege dafür, dass die Kontamination menschengemachte Ursachen hat“, konstatiert Darrah. Das Methangas im Trinkwasser stammte eindeutig aus dem Marcellus-Schiefer und anderen gasführenden Schichten. Es konnte demnach nur durch das Fracking in das Trinkwasser gelangt sein.

Aber diese Kontamination geschieht offenbar nicht auf dem Wege, den Betroffenen und Umweltschützer am meisten fürchten: Nach Angaben der Forscher spricht die Isotopen-Signatur des Methans dagegen, dass das Gas durch Fracking-Risse im Tiefengestein nach oben dringt und so ins Grundwasser gelangt. Stattdessen liegt die Quelle sehr viel höher: in den Bohrlöchern der Fracking-Betreiber. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass die Kontamination durch schlechte Abdichtung und ungenügende oder beschädigte Zementierung der Bohrlöcher verursacht wurde“, berichten die Forscher. Demnach dringt das Gas aus diesen Lecks in das umgebende Gestein und gelangt von dort aus ins Grundwasser.

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„Das ist eine relativ gute Nachricht, denn es bedeutet, dass die meisten dieser Probleme in Zukunft vermieden werden können“, sagt Darrah. Denn verbesserte und verschärfte Vorgaben für die Zementumhüllungen der Bohrlöcher und das Bohrfutter könnten diese Kontamination  verhindern – so sie denn von den Fracking-Betreibern umgesetzt werden.

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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