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Genügend Wind zum Selbstversorger

Technik|Digitales

Genügend Wind zum Selbstversorger
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Auf der kanarischen Insel El Hierro wehen ganzjährig starke Winde. (Foto: arocas/Thinkstock)
Vor einem Jahr, am 27. Juni 2014, verkündete Inselpräsident Alpidio Armas ein großes Ziel für das kleine kanarische Eiland El Hierro: die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Doch das System aus Windkraft und Pumpspeicher läuft noch nicht rund. Von „100 Prozent Erneuerbaren“, die Armas voraussagte, ist die Insel noch weit entfernt.

Anlass für die epochale Ankündigung war der Wind-Wasser-Park Gorona del Viento, den Armas an diesem Tag eröffnete. Er ist auch das Herzstück der sauberen Energieversorgung. Der Park besteht im Wesentlichen aus fünf Windkrafträdern und einem Pumpspeicherkraftwerk. Vor allem die ausgezeichneten geografischen Bedingungen machen die Insel wie geschaffen dafür, diese Technologien zu kombinieren: Einerseits liegt El Hierro, die kleinste der Kanarischen Inseln, im Atlantischen Ozean, beständige starke Winde treffen vom Meer auf die steilen Felsküsten und treiben die fünf Rotoren mit jeweils 2,3 Megawatt Spitzenleistung an.

Andererseits können die Vulkankrater der Insel als Wasserreservoirs genutzt werden. Sie bestehen aus zwei Becken, die durch Rohre verbunden sind. Das eine Becken hat ein Fassungsvermögen von 380.000 Kubikmetern, das andere um 150 Meter tiefer gelegene Becken von 150.000 Kubikmetern. Erzeugen die Windräder mehr Strom, als die knapp 11.000 Inselbewohner verbrauchen, pumpen Anlagen mit sechs Megawatt Leistung Wasser ins obere Reservoir. Übersteigt der Stromverbrauch die Leistungsfähigkeit der Windräder, fließt das Wasser zurück. Dabei treibt es Generatoren mit mehr als elf Megawatt Leistung an und erzeugt Strom, der für 6000 Haushalte reichen würde.

Gute Theorie, holprige Praxis

Mit diesem System könnte die Inselbevölkerung bis zu vier Tage ohne Wind auskommen und spart zudem jährlich rund 1,8 Millionen Euro, die früher für 6000 Tonnen Diesel benötigt wurden. Außerdem bläst sie fast 19.000 Tonnen CO 2 weniger in die Umwelt. Die Vorzüge scheinen so bestechend, dass die Verwaltung von Teneriffa bereits den Bau ähnlicher Anlagen ankündigte. Die Menschen hinter Gorona del Viento sehen sich sogar als Vorbild für weltweit über 600 Millionen Inselbewohner.

Doch ganz so einfach ist die Sache offenbar nicht. Denn wie so oft folgt auf eine gute Theorie eine holprige Praxis: Nur einen Monat nach Eröffnung verkündete das auf Energiethemen spezialisierte spanische Online-Magazin elperiodicodelaenergia.com, die Mühlen der Gorona del Viento stünden still. Neben politischen und wirtschaftlichen Problemen wie Personalmangel und Ungereimtheiten bei Finanzierung und Rendite des Projekts, sei auch die Einspeisung des Windstroms ins Netz kompliziert.

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Der Plan, auch die energiehungrigen Wasser-Entsalzungsanlagen mit Windstrom zu versorgen, wurde vorerst gestoppt. Im Januar 2015, ein halbes Jahr nach Betriebsstart, deckte die Anlage zu Spitzenzeiten immerhin 60 Prozent des Stromverbrauchs auf der Insel. Präsident Armas hofft indes, bis Ende 2015 doch noch die 100 Prozent zu erreichen. In jedem Fall können sich andere Inseln das Pilotprojekt auf El Hierro zum Vorbild nehmen – und aus den Fehlern lernen.

© wissenschaft.de – Felix Austen
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