Italienische Forscher haben festes Kohlendioxid in einen glasförmigen Zustand umgewandelt. Im Gegensatz zu herkömmlichem Trockeneis besteht der neue Feststoff nicht aus einer regelmäßigen Anordnung von Kohlenstoffdioxidmolekülen, sondern aus einer ungeordneten Verteilung von Kohlenstoff- und Sauerstoffatomen. Er gleicht somit in seinem Aufbau dem gewöhnlichen Fensterglas aus Silizium und Sauerstoff.
Dass Kohlendioxid bei tiefen Temperaturen oder hohen Drücken in einen kristallinen Festkörper umgewandelt werden kann, ist schon seit längerem bekannt. Mario Santoro und seine Kollegen von der Universität Florenz haben dieses Trockeneis nun jedoch buchstäblich unter Hochdruck gesetzt: Sie übten mit einer Diamantpresse einen Druck zwischen 400.000 und 500.000 Atmosphären auf das Eis aus.
Bei einer genauen Untersuchung mittels Röntgen- sowie Laserstrahlen stellte sich heraus, dass sich das Eis unter dem hohen Druck in ein Glas verwandelt hatte. Es bestand nun nicht mehr aus einem geordneten Gitter aus Kohlendioxidmolekülen, sondern aus einer ungeordneten Ansammlung der Atome, aus denen die Moleküle aufgebaut sind.
Santoro glaubt, dass Trockeneis in diesem Zustand im Innern von großen, gasförmigen Planeten im Weltraum vorhanden sein könnte. Im Innern des Jupiter etwa herrschen vergleichbar hohe Drücke, so der Forscher. Er will nun in einem nächsten Schritt noch höhere Drücke an das Eis anlegen, um herauszufinden, ob der glasförmige Zustand unter Umständen in Phasen mit unterschiedlichen Koordinationszahlen überführt werden kann.
Nature, Bd. 441, S. 857 Stefan Maier