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Hoch hinaus

Technik|Digitales

Hoch hinaus
Thomas Ehrl hat einen traumhaften Arbeitsplatz. Aus seinem Fenster in 213 Meter Höhe blickt er auf Rottweil und das Neckartal. An klaren Tagen kann er sogar die Alpen sehen. Der Forschungsleiter der Aufzugssparte von Thyssenkrupp thront weit oben im neuen Testturm, der mit seinen 246 Metern sogar den Stuttgarter Fernsehturm überragt. (bild der wissenschaft berichtete im August 2015 über den Bau.) Was sich Ehrl und sein Team ausgedacht haben, was als praktikabel und marktgerecht gilt, wird in dem Turm mit seinen zwölf Aufzugsschächten getestet. Noch fehlt zwar die markante Außenhülle, doch seit Ende letzten Jahres laufen die Versuche.

Erstes Highlight ist der „Multi“, mit dem eine neue Ära der Aufzugstechnik beginnt. Er kommt ohne Seil und Gegengewicht aus und wird wie der Transrapid von einem Linearmotor angetrieben. Es wirkt, als würden die Kabinen frei schweben. Drei Schächte sind für dieses System reserviert. Der größte Vorteil des Multis: Die Kabinen können seitwärts den Schacht wechseln. Da so mehrere Kabinen in einem einzigen Schacht fahren, erhöht sich die Transportkapazität erheblich. Für Super-Wolkenkratzer ist das ein großer Vorteil, denn die Aufzüge brauchen viel weniger Platz. Mit konventioneller Technik gehen „bis zu drei Viertel der Geschossfläche ab einer bestimmten Gebäudehöhe“ für den Transport verloren, sagt Ehrl.

Ein weiteres Plus: Bei herkömmlichen Seil-Aufzügen schränkt das Eigengewicht des Seils die maximale Förderhöhe ein. So muss man im 828 Meter hohen Burj Khalifa in Dubai mehrfach umsteigen, um ganz nach oben zu kommen. Bei einem Multi wäre das nicht nötig.

In einem anderen Schacht des Turms wird das etablierte „Twin-System“ optimiert. Hier verkehren zwei Kabinen unabhängig voneinander in einem Schacht. Sie hängen an Seilen, die sich ebenso wenig in die Quere kommen wie die Gegengewichte. Bei den Tests geht es unter anderem darum, die Transportkapazität zu erhöhen. Ein weiterer Schacht ist für einen Hochgeschwindigkeitsaufzug reserviert, der bis zu 18 Meter pro Sekunde schafft. Das sind 65 Kilometer pro Stunde – mehr wäre einem Passagier kaum zumutbar. Für realistische Testfahrten mit solchen Geschwindigkeiten braucht man schon einen Turm in dieser Höhe. Noch sind nicht alle Schächte belegt, doch das wird in den nächsten Monaten nach und nach geschehen.

Etwas Beeindruckendes ist auf 190 Meter Höhe zu sehen: Hinter einer breiten Glasfront hängen große Betonplatten, insgesamt 240 Tonnen schwer, an 8 Meter langen Seilen. Dieses Megapendel sorgt dafür, dass der Turm bei Sturm nicht zu stark schwankt. Anstatt 75 Zentimeter schwingt er höchstens 35 Zentimeter weit. Der Clou: Zwei Linearmotoren können das Pendel anregen und den Turm gezielt in Schwingung versetzen – das ermöglicht für Aufzüge wichtige Seiltests.

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Die ersten Besucher können voraussichtlich im Oktober den Turm betreten. In neuen Multi werden sie allerdings nicht fahren dürfen, denn der ist für den Personentransport noch nicht zugelassen. Doch es gibt einen Panoramaaufzug, der sie zur Aussichtsplattform auf dem Dach bringen wird. Er erreicht fast 30 Kilometer pro Stunde, sodass sich die Passagiere darin wie in einem Hubschrauber fühlen werden.

Im Herbst wird die Außenhaut montiert sein, die dem Turm sein futuristisches Aussehen gibt, so als schraube er sich in den Himmel. Die Form reduziert die Luftverwirbelungen – und damit die Schwingungen. Und noch eine Attraktion: Von der Rottweiler Altstadt soll bald eine 600 Meter lange Fußgänger- Hängebrücke zum Testturm führen.

 

  
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© wissenschaft.de – Klaus Jacob
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