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Im Stausee Holz fällen – neuer Roboter macht es möglich

Technik|Digitales

Im Stausee Holz fällen – neuer Roboter macht es möglich
Bei der Anlage von Staudämmen werden oft wertvolle Baumbestände geflutet. Damit Tropenhölzer künftig nicht mehr nutzlos verrotten, hat ein kanadischer Ingenieur ein Konzept zum Holzeinschlag unter Wasser entwickelt. Auf einer schwimmenden Plattform angebrachte Roboterarme sägen die Stämme direkt am Grund des Stausees ab, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist.

Dass die Idee Zukunft hat, stellt Gary Ackles mit seiner Firma Aquatic Cellulose International derzeit am Tucurui-Staudamm in Brasilien unter Beweis.

Der Terminplan zum Bau des 100 Meter hohen Staudamms war 1984 so eng, dass die brasilianische Regierung auf die Fällung wertvoller Harthölzer verzichtete. Rund 1,5 Millionen Bäume wurden überflutet. Obwohl abgestorben, wurzeln sie auch nach 17 Jahren noch immer im Boden. Ihr Holz ist perfekt erhalten, da Pilze die das Lignin der Holzzellen zerstören, unter Wasser nicht überleben. Der Baumbestand ist nach Schätzungen von Ackles heute rund 600 Millionen US-Dollar wert.

Frühere Versuche örtlicher Firmen, das Holz mit hydraulischen Kettensägen zu bergen, führten zu Todesfällen bei den Arbeitern. Einmal umgesägt, schießen die Bäume durch den Auftrieb mit ungeheurer Wucht wie Torpedos an die Wasseroberfläche. Der von Ackles entwickelte Roboter soll dies vermeiden: Ein langer Roboterarm ergreift den Baumstamm und hält ihn in Position. Ein zweiter Arm tastet sich zum Ende des Baums am Grund des Stausees vor und stutzt den Stamm mit einer Kettensäge.

Bei einem Stammdurchmesser von 1,5 Metern benötigt er dazu nur 14 Sekunden. Der erste Arm zieht den gefällten Baum anschließend an die Wasseroberfläche. Ackles zufolge dauert der gesamte Vorgang rund vier Minuten. Pro Tag lassen sich mit einer Maschine rund 45 Bäume fällen. Bis der gesamte Stausee bewältigt ist, werden allerdings rund 20 Jahre vergehen, glaubt der Kanadier.

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Gesteuert wird der Roboter durch eine Bedienungseinheit in einer kleinen Kabine auf der schwimmenden Plattform. Sonar-Sensoren erlauben die Überwachung des Arbeitsfortschritts. Derzeit lässt sich Holz bis in eine Tiefe von 20 Metern absägen. „Innerhalb der nächsten drei Monate können wir mit einer neuen Plattform bis zu 40 Meter tief arbeiten“, sagt Ackles. Ursprünglich hatte der Ingenieur sein Gerät zur Bergung von Baumstämmen entwickelt, die beim Flössen in kanadischen Flüssen verloren gehen. Rund ein Fünftel des Holzes sinkt bevor es die Sägemühle erreicht.

Umweltschützern zufolge könnte der Unterwasser-Einschlag von Holz zur Schonung der Regenwälder beitragen. Durch die Beseitigung der Stämme vor ihrer Verrottung unter Wasser entstünden zudem weniger Treibhausgase. Laut Ackles gibt es weltweit rund 40.000 überflutete Wälder in Stauseen und Wasserreservoirs.

Almut Bruschke-Reimer
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