Hauptkritikpunkt an der schwedischen Studie sind die Versuchs-Bedingungen, unter denen die Verbrennung des Rapsöls und Rapsölmethylesters (RME) stattgefunden hat. Sie entsprechen nicht – wie es in Presseveröffentlichungen lautet – denen eines Dieselmotors und läßt somit keine Aussage über die Emission von Biodiesel-Motoren zu, sagt Werner Körbitz vom “Austrian Biofuels Institute” in Wien.
Sämtliche Kritiker weisen auf die Tatsache hin, daß die Verbrennung in der Studie bei 550 Grad Celsius und unter normalem Druck verlief, während in einem Dieselmotor Temperaturen bis zu 2000 Grad Celsius und Drücke von etwa 100 bar herrschen würden – was wesentlich komplexere und dynamischere Verbrennungsvorgänge zur Folge hätte. “Die experimentelle Anordnung hat nicht einmal im entferntesten mit den Vorgängen in einem Verbrennungsmotor zu tun, sondern ist, wenn überhaupt, nur mit Bedingungen, wie sie bei stark überhitzten Fritierölen vorherrschen, vergleichbar.”, erklärt Dr.Martin Mittelbach vom Institut für Chemie an der Karl-Franzens-Universität, Graz.
Sveska Ecobränsle aus Stockholm verweist auf eine Studie des VTT Energy -Instituts in Espoo, Finnland, bei der Rapsölmethylester (RME) unter realistischen Dieselmotor-Bedingungen verbrannt wurde. In dieser Studie konnte gezeigt werden, daß bei RME wesentlich weniger schädliche polyarmomatische Kohlenwasserstoffe entstehen (PAH) und auch die Emission des Treibhausgases Kohlenstoffmonoxid (CO) geringer ist. Die Ergebnisse belegen einen insgesamt niedrigeren Schadstoff-Ausstoss von RME-Motoren im Vergleich zu herkömmlichen Dieselmotoren.
Ein weiterer Kritikpunkt für Gerhard Knothe aus Peoria, USA, ist die mangelnde Angabe zur Quälität des verwendeten RME´s in der schwedischen Studie. Die Autoren verwendeten anscheidend Petrodiesel hoher Qualität, machen jedoch keine Angaben über den Standard des Biodiesels.
Weitere Unklarheiten in der Darstellung der Chalmer-Studie veranlassen die Experten, den veröffentlichten Versuchsergebnissen äußerst kritisch entgegenzutreten. Kritikerin Svenska Ecobränsle aus Stockholm verweist zwar auf Anbaubeschränkungen und damit auf gewisse Grenzen der Rapsöl-Nutzung als Treibstoff, hebt jedoch den Vorteil der höheren Umweltverträglichkeit – bei realistischen Dieselmotor-Bedingungen – hervor.
Jutta Perkert