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Teilchenphysiker buhlen vergeblich um Industriekunden. Röntgenstrahlen und Neutronen, die Physiker in ihren Beschleunigern und Reaktoren erzeugen, wären ein ideales Werkzeug für die Industrie. Doch das Vermarkten ist schwieriger als gedacht.

Als das Bonner Forschungsministerium den 195 Millionen Mark teuren Nachfolger des betagten Elektronenbeschleunigers Bessy-I in Berlin-Wilmersdorf genehmigte, lautete die Vorgabe, daß ein Drittel der Meßzeit für die Industrie bereitgestellt werden muß. Ziel: Das Know-how öffentlicher Forschungsinstitute soll schneller in die Firmen und damit in Anwendungen fließen.

Mit der Genehmigung der „Angström-Quelle Karlsruhe“ (ANKA), die im Jahr 2000 fertiggestellt wird und überwiegend für Nutzer aus der Industrie reserviert ist, wurde die strenge Quotenregelung für Bessy-II gelockert. Dennoch hofft Walter Braun auf eine möglichst große Resonanz seitens der Industrie.

Doch das ist leichter gesagt als getan. Vielen Firmen ist noch nicht klar, welche Vorteile ihnen die Forschung an einem solchen Großgerät bringt. Immerhin sei es schon ein Erfolg, sagt Braun, daß ein Jahr vor dem Beginn des Routinebetriebs industriebezogene Aktivitäten angelaufen seien. Zu den ersten Nutzern gehörten die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig, die Bessy-II zur Kalibrierung von Strahlungsmeßgeräten verwendet, die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), die an Verfahren zur Materialanalyse mittels Röntgenstrahlen arbeitet, sowie das Institut für Mikrotechnik (IMM) in Mainz, das schon an Bessy-I Mikromechanikbauteile nach dem LIGA-Verfahren belichtet hat.

Doch PTB, BAM und IMM finanzieren sich zum Teil aus öffentlichen Forschungsgeldern. Auf direkte Industriegelder hoffen die Bessy-II-Planer bisher vergeblich. Trotz positiver Resonanz der Industrie auf eine 1994 angefertigte Marktstudie und entsprechender Absichtserklärungen während der Planungsphase von Bessy-II hält sich die Industrie bei konkreten Projekten zurück. In den USA ist das anders: Dort haben die Chiphersteller Intel und IBM das Potential der Synchrotronstrahlung für die Röntgenlithographie und Mikroanalytik erkannt und finanzieren eigene Meßeinrichtungen an der Advanced Light Source (ALS) in Berkeley, einer mit Bessy-II vergleichbaren Quelle für weiches Röntgenlicht.

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Zu langsam, zu unflexibel, zu teuer – so lautet die Kritik der Industrie an den deutschen Grundlagenforschern, die ihre Röntgenstrahlung aus Teilchenbeschleunigern oder Neutronen aus Reaktoren für einen Obulus an die Industrie vermieten wollen. „Die Industrie denkt zu sehr im kurzfristigen ,Return of Investment`“, kontert Braun. Die Kommunikation mit den Firmen sei verbesserungsbedürftig, oft erlahme das Interesse nach einem abgeschlossenen Meßauftrag und man bekomme keine konstruktive Rückmeldung.

Wie es gehen könnte, soll ANKA zeigen. Die „Angström-Quelle Karlsruhe“ hat eine etwas höhere Energie als Bessy-II und wird bis 2000 unter der Federführung des Forschungszentrums Karlsruhe errichtet. Die Kosten von 70 Millionen Mark tragen der Bund und das Land Baden-Württemberg je zur Hälfte – unter einer Bedingung: Auf der Teilchenrennstrecke ANKA hat die Industrie Vorfahrt. Dazu soll eine GmbH gegründet werden, die sich vor allem an mittelständische Unternehmen wendet, für die Synchrotronstrahlung noch ein Fremdwort ist.

Das Angebot ist reichhaltig: Auf Messen, Workshops und mit Broschüren wird für die Dienste geworben, Beratung und Schulung sollen Unternehmen an die komplexe Thematik heranführen. Vor allem die LIGA-Technik, die am Forschungszentrum entwickelt wurde, soll mit Hilfe von ANKA am Markt etabliert werden. Der Nutzer schickt die Probe, alles andere erledigt das ANKA-Team. Kosten: 500 Mark pro Meßstunde. Damit muß die GmbH die Hälfte der Betriebskosten decken – ein Ziel, das laut Dr. Herbert Moser, Leiter des ANKA-Stabs, im Bereich des Möglichen liegt.

Bernd Müller
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