Video: Anne Sophie-Mutter spielt Beethoven auf einer Stradivari
Für die Kopie der Forscher stand die Geige mit dem Namen ?Betts Stradivarius? Modell. Die moderne Computertomografie ermöglichte es, das historische Instrument von 1704 zu analysieren, ohne es auseinanderzubauen oder gar zu zerstören. Mit großer Vorsicht erstellten die Forscher so mehr als tausend einzelne Schnittbilder der Geige. ?Violinen sind keineswegs nur simple Klangkörper aus Holz ? wie beim Menschen gibt es auch bei ihnen eine große Bandbreite von individuellen Variationen?, erklärt Sirr. Ein über 300 Jahre altes Instrument machen dabei winzige Risse, Wurmlöcher, Reparaturspuren sowie Veränderungen durch Umwelteinflüsse zu einem besonders einzigartigen Objekt.
Die CT-Aufnahmen, die diese Details widerspiegeln, konnten die Wissenschaftler am Computer in eine Art dreidimensionale Blaupause verwandeln. Auf Basis dieser Vorgabe fräste dann eine computergesteuerte Maschine genaue Replikate der Einzelteile der Violine aus unterschiedlichen Hölzern. Geigenbauer setzten sie dann zusammen, lackierten das fertige Instrument und gaben ihm den letzten Feinschliff, basierend auf den Details der CT-Bilder.
Spezielle Feinstrukturen der legendären Geigen gelten schon lange als ein möglicher Ursprung ihrer Qualität. Es gibt Theorien, die besagen, dass das Holz, das der Meister beim Bau verwendete, ungewöhnlich dicht war. Andere vermuten, der Klangcharakter entstand durch geheimnisvolle Holzschutzmittel, mit denen Stradivari seine Instrumente gegen Holzwürmer schützen wollte. Was auch immer die Ursache war: Das Endprodukt ist eine Geige, die bei vielen Menschen Emotionen zum klingen bringt. Auch mit diesem Effekt haben sich schon Forscher beschäftigt. Die Schwingungsmuster der Stradivari-Geigen ähneln der menschlichen Stimme, zeigten Klanganalysen. Ihr Resonanzkörper verstärkt demnach stimmähnliche Frequenzen, die unseren Ohren besonders schmeicheln.