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Physik am Ende?

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Physik am Ende?
Die Paradewissenschaft bangt um ihren guten Ruf. Politiker und Wirtschaftler kritisieren, daß die Physik ihr Geld nicht mehr wert sei. Sicher ist: Die Physik spielt heute eine andere Rolle als zu Beginn des Jahrhunderts. Aber ist sie deshalb schlechter?

Als sich 1874 ein junger Mann namens Max Planck nach einem Studienfach umsah, erklärte ihm der renommierte Prof. Philipp von Jolly: „Theoretische Physik ist zwar ein ganz schönes Fach, und man kann wohl hier und da in dem einen oder anderen Winkel ein Stäubchen noch auskehren, aber was prinzipiell Neues, das werden Sie nicht finden.“

Am Ende unseres Jahrhunderts scheinen sich die Ereignisse zu wiederholen: Planck und Einstein sind Geschichte, eine neue Theorie vom Range der Quantenmechanik ist nicht in Sicht. Ist die Physik am Ende ihrer Weisheit? Bei der Suche nach der Antwort hilft ein Blick auf die Unterschiede zwischen damals und heute:

– Seit Aristoteles haben Naturforscher, Philosophen und Physiker immer wieder versucht, ein umfassendes Modell zu zimmern, das alle Gesetze unserer Welt einheitlich zu erklären vermag. Als Planck an die Universität kam, wähnte man sich fast am Ziel, die Physik galt nahezu als abgeschlossen. Davon ist heute keine Rede mehr. Kein Physiker hat noch die Hoffnung, die gesamten physikalischen Phänomene in wenige Formeln zu packen. Im Gegenteil: Die Physik wurde in den letzten Jahrzehnten immer komplexer, die Methoden immer differenzierter. „Das Zeitalter der einfachen Physik ist zu Ende“, sagt Prof. Ernst-Peter Fischer, Wissenschaftshistoriker an der Universität Konstanz.

– Plancks und Einsteins Arbeitsmittel waren Papier und Bleistift, ihre Ressource war ihre Kreativität. Experimentalphysikern wie Conrad Röntgen oder Otto Hahn genügte eine Werkbank mit ein paar primitiven Apparaturen oder – wie dem Ehepaar Curie – ein Labor in einer Waschküche. Heute verschlingen physikalische Experimente Unsummen. Allein der geplante LHC-Beschleuniger am Europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf wird rund vier Milliarden Mark kosten. Sein Ziel ist die Suche nach neuen Teilchen, die bisher nur in den Köpfen der Theoretiker existieren. Immer größere Maschinen für immer kleinere Teilchen lautet die Devise.

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– Lange Zeit profitierten andere Wissenschaften, aber auch Wirtschaft und Politik, von den Erkenntnissen der Physik – entsprechend wurde sie gehätschelt.

Die meisten Physikstudenten müssen sich heute damit abfinden, in großen Forschungsteams zu arbeiten, die nicht selten mehrere hundert Wissenschaftler umfassen. Individualität ist passé, Teamarbeit ist gefragt – vielleicht ein Grund, warum die Physik keine so große Anziehungskraft mehr hat. Seit Jahren gehen die Zahlen der Studienanfänger in der Physik zurück: von 9806 im Studienjahr 1990/91 auf 5424 im Jahr 1995/96.

Die großen Fragen sind der Physik dennoch geblieben: Was ist Gravitation, wie hängen Quantenmechanik und Relativitätstheorie zusammen, wie funktioniert die Supraleitung, wie entstand das Universum? „Was wir wissen, ist ein Wassertropfen, was wir nicht wissen, ein Ozean“, sagte einst Isaac Newton. Darin sind sich auch heute noch – drei Jahrhunderte nach dem großen Universal-Physiker – alle einig.

Bernd Müller
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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