Das aufwändige Graben von Schneeprofilen können Skitouren-Leiter möglicherweise bald lassen: Forscher vom Eidgenössischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos haben einen teleskopartigen Messstab entwickelt, der automatisch die Lawinengefahr im Gelände bestimmt. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist (Ausgabe vom 20. Februar).
Mit einem integrierten Motor kann der Skitouren-Leiter in Zukunft den Messstab mit einer Geschwindigkeit von 2 Zentimetern in der Sekunde ausfahren und so durch die Schneedecke stoßen. Ein Drucksensor an der Spitze misst dabei alle 4 Tausendstel Millimeter den Widerstand des Schnees und zeigt den Wert auf einem LCD-Bildschirm an. Innerhalb weniger Minuten erstellt das Gerät damit ein Härte-Profil bis in zwei Meter Tiefe. Läge demnach etwa lockerer Neuschnee auf einer harten, vereisten Schicht, wäre das Lawinenrisiko äußerst hoch.
Mit dem Teleskopstab könnten Skitouren-Leiter während der Besteigung mehrere Messungen an verschiedenen Stellen durchführen. Ein Schneeprofil dagegen graben Tourengruppen meist nur einmal, da es rund eine halbe Stunde dauert. Darin bestimmen sie dann mit Fingern und Messern die Härte und Beschaffenheit der verschiedenen Schneeschichten. Oft hüpfen sie auch auf der Kante des Schneeprofils, um die Stabilität der Schneedecke zu testen. Wie die Lawinensituation aber hundert Meter weiter aussieht, können sie nicht mit Sicherheit sagen.
Zur Zeit testen Forscher in den USA, Indien, Österreich und der Schweiz den Messstab. Sie müssen noch lernen, aus dem Härte-Profil der Schneeschicht die tatsächliche Lawinengefahr zu bestimmen, bevor das Gerät auf den Markt kommt.
ddp/bdw – Marcel Falk