Studienleiter Luis Amaral und seine Kollegen nutzten für ihr Modell daher jetzt einen neuen Ansatz: Sie verwendeten ein theoretisch-mathematisches Prinzip, mit dem auch die Struktur sozialer Netzwerke analysiert wird, etwa um die Ausbreitung von Infektionskrankheiten vorherzusagen. Mit diesem System erfassten sie die Leistung aller Spieler der 2008 in Österreich und der Schweiz ausgetragenen Europameisterschaft. Dazu erstellten sie ein Netzwerk, dessen einzelne Knotenpunkte aus den Spielern bestanden. Das Torgehäuse wurde als Fixpunkt des gesamten Spiels ebenfalls in die Messungen einbezogen, ebenso wie der Torschuss als Ziel eines jeden Spielzugs. Die Pässe und Flanken, die sich die Fußballer zuspielten, bildeten die Verbindungen zu den einzelnen Elementen des Netzwerks. Auf diese Weise konnten die Forscher sowohl den Ballfluss während der Spielzüge als auch die Rolle der einzelnen Spieler bei diesen Zügen berechnen.
Im Endeffekt habe die Rangliste, die das System ausgespuckt habe, ziemlich genau mit der übereingestimmt, die von verschiedenen Experten nach der Europameisterschaft erstellt worden war, berichtet Amaral. Die Einschätzung durch eine Gruppe von Trainern, Sportreportern und anderen Spezialisten erreicht demnach ebenfalls einen hohen Grad an Objektivität. Außerdem zeige die gute Übereinstimmung, dass das Programm gut funktioniere, sagt Amaral. Er und seine Kollegen sind sich sicher, ihre Methode auch auf andere Gebiete anwenden zu können. Beispielsweise könnte so die Leistung einzelner Mitarbeiter innerhalb eines Teams evaluiert werden. Eines haben die Forscher allerdings nicht bedacht: Am Ende zählt nur ein Sieg – und den erzielt nicht immer die bessere Mannschaft.