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Skurriles Löschverfahren

Technik|Digitales

Skurriles Löschverfahren
Eine neue Waffe gegen Brände haben US-amerikanische Forscher entdeckt: Es gelang ihnen, eine mehr als 30 Zentimeter hohe Flamme mit Hilfe eines elektrischen Feldes zu löschen. Verantwortlich für den Effekt sind unter anderem elektrostatisch aufgeladene Rußpartikel, berichteten die Wissenschaftler auf einer Konferenz. Mit der neuen Technologie – so hoffen die Forscher – könnten sich Brände in Zukunft aus der Distanz, mit geringeren Schäden an Gebäuden und umweltfreundlicher löschen lassen. Ihre Entdeckung präsentierten Ludovico Cademartiri und seine Arbeitsgruppe von der Harvard University am Sonntag, 27. März, auf dem Frühjahrstreffen der American Chemical Society im kalifornischen Anaheim.

Bereits vor 200 Jahren hatten Wissenschaftler beobachtet, dass Elektrizität Flammen verformen, flackern lassen oder gar zum Erlöschen bringen kann. Bisher waren jedoch sowohl die zugrundeliegenden Mechanismen als auch der mögliche Nutzen unklar. Um das Phänomen nun genauer zu untersuchen, verband das Team um Cademartiri einen elektrischen Verstärker mit einer stabförmigen Sonde. Mit diesem Apparat erzeugten die Forscher ein elektrisches Feld rund um eine offene fußhohe Flamme. Das Resultat: Beinahe sofort erlosch das Feuer. Sie hätten den Versuch mehrfach wiederholt, immer mit Erfolg, berichtete Cademartiri.

Die Ursachen für das Phänomen sind dem Studienleiter zufolge vielfältig und komplex. Eine wichtige Rolle spielt offenbar der Ruß, den die Flamme freisetzt: Rußpartikel können sich leicht elektrostatisch aufladen und reagieren dann auf elektrische Felder. Das verändert unter anderem die Luftströmungen und beeinflusst so auch die Form und die Stabilität der Flamme.

In ihrer Studie benutzten die Chemiker einen 600-Watt-Verstärker. Diese Leistung sei etwa vergleichbar mit der einer guten Stereoanlage, sagte der Wissenschaftler. Doch auch mit einem Zehntel der Wattleistung ließen sich Flammen löschen, glaubt Cademartiri. So könnten Feuerwehrmänner künftig in einem Rucksack kleine elektrische Flammenbändiger mit sich tragen und mit einem handlichen Stab eine Schneise durch ein Feuer schlagen.

Besonders geeignet sei das System für Brände innerhalb eines begrenzten Raums, etwa in Gebäuden, Flugzeugen oder U-Booten. Ein großer Vorteil sei hier, dass beim Löschen keine zusätzlichen Schäden etwa durch Wasser oder Schaum entstehen, die sonst häufig Möbel, Teppiche und Bücherregale zerstören. Zudem spare die neue Technologie Wasser und verwende keine umweltschädlichen Löschmittel. Da sich die elektrischen Entladungen auch fernzünden lassen, ermögliche es das System, ein Feuer auch aus der Ferne einzudämmen, ohne Gefahr für den Feuerwehrmann. Denkbar sei außerdem, das System als Ersatz für die heute gängigen Sprinkleranlagen zu verwenden. Für Waldbrände sei es dagegen wegen der großen Flächen, die möglichst gleichzeitig abgedeckt werden müssten, eher nicht geeignet.

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Vortrag beim Frühjahrstreffen der American Chemical Society im kalifornischen Anaheim. Ludovico Cademartiri (Harvard University) et al: American Chemical Society dapd/wissenschaft.de – Hanna Drimalla
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