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Super-Vitamin mit Elektronenhunger

Technik|Digitales

Super-Vitamin mit Elektronenhunger
Fullerene scheinen nicht toxisch zu sein, sagt Andreas Hirsch. Das freut den Professor für Organische Chemie an der Universität Erlangen. Denn sein Team knackte 1994 eine harte Nuß: vollkommen wasserlösliche Fulleren-Abkömmlinge herzustellen. Da bietet es sich an, über medizinische Anwendungen nachzudenken.

Reines C60 löst sich nicht in Wasser, sondern nur in organischen Lösemitteln, beispielsweise in Toluol. Doch die Erlanger Arbeitsgruppe schuf Abhilfe: Die Chemiker bastelten verzweigte „Antennen“ mit Carboxyl(-COO-)-Gruppen – ausgesprochen wasserliebenden Strukturen – auf die Oberfläche der Fußballmoleküle. Ein attraktives Ergebnis, denn amerikanische Forscher hatten bereits postuliert, daß Fulleren-Abkömmlinge sehr wirksame Schutzfaktoren für Nervenzellen sein müßten – falls man sie jemals wasserlöslich bekäme. Viele degenerative Krankheiten werden von aggressiven Radikalen ausgelöst. Das sind allgegenwärtige chemische Verbindungen mit einem ungepaarten Elektron. Radikale greifen die Körpergewebe an und verspröden die Zellmembranen – das Gewebe altert. Ist Nervengewebe betroffen, können die Membranschäden am Ende in Altersdemenz münden. Radikale gelten auch als möglicher Ausgangspunkt für die krebsige Entartung von Zellen.

Natürliche Radikalfänger wie Betacarotin und Vitamin E, die der Mensch mit der Nahrung aufnimmt, steuern solchen Schäden entgegen: Sie nehmen zerstörerische Radikalelektronen in sich auf und ziehen sie dadurch aus dem Verkehr. In diesem Mechanismus sieht Andreas Hirsch die große Chance für wasserlösliche – vom Körper aufnehmbare – Fulleren-Abkömmlinge.

Hirsch präzisiert: „C60 ist ein äußerst potenter Radikalfänger, viel wirksamer als beispielsweise das Vitamin E. Mäuse, die experimentell mit Fulleren-Derivaten behandelt wurden, hatten eine um 15 Prozent längere Lebenszeit als unbehandelte Artgenossen.“ Der Erlanger Chemiker hat sich die wasserlöslichen Kohlenstoff-Bälle patentieren lassen. Patent- sowie laufende Entwicklungskosten steuerte Hirschs Kooperationspartner bei – der Aventis-Konzern, vormals Hoechst. „Wir hegen die Hoffnung“, begründet Aventis-Projektmanager Dr. Wolfgang Appel, „daß dabei Medikamente zur Vorbeugung von Krebs oder Alzheimerscher Krankheit herauskommen könnten – eine Art Super-Vitamin E.“

Thorwald Ewe
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