US-Forscher verwandeln Tapeten zum Steuerpult für elektronische Alltagsgeräte im Haushalt. Die Berührung eines mit leitfähiger Farbe hingepinselten Dekors schaltet das Licht und die HiFi-Anlage an oder setzt den Toaster in Gang. Für die Interaktion mit der Haushaltstechnik sind auf die Papierfläche Schalter aus Kupferpartikeln gemalt ? verdeckt durch Blumen- und Rankendesigns. Der Clou der interaktiven Wand des MIT Media Lab ist die Verwendung von billigen Sensoren, denn bisher bestehen interaktive Wände aus teuren Großdisplays oder Projektoren. Das Team um Leah Buechley will nach einem Onlinebericht des Forschungsmagazins New Scientist den Umgang mit komplexen Technologien benutzerfreundlicher machen.
„Die interaktive Wand lässt sich mit einer Software programmieren, um die Umgebung zu überwachen oder elektronische Geräte zu kontrollieren ? es ist eine ästhetische und unaufdringliche Art, unsere Umgebung mit Computertechnik anzureichern“, skizziert Leah Buechley vom Medienlabor des Massachusetts Institute of Technology (MIT) den Zweck ihrer Forschung. Hergestellt wird die Wandbekleidung aus einer Stahlfolie, die in Papierschichten eingebettet ist, die mit einer eisenhaltigen Akryl-Anstrich grundiert ist. Auf diese Schicht zeichnen die Wissenschaftler nun mit leitfähiger Farbe Motive aller Art, die als unsichtbare Schalter dienen. Damit lassen sich nun preiswerte Licht-, Temperatur- und Berührsensoren oder Leuchtdioden über Funktechnik ansprechen.
Den Laien hilft bei dem Design ihrer Gerätefunktionen und Bedienoberflächen auf Papier ein spezielles Konstruktions-Werkzeug-Set. Die Forscher betonen, dass die Halbleiter an der Wand niemanden in Gefahr bringen. Die elektrische Spannung des System betrage nur 20 Volt, die Stromstärke liegt bei voller Auslastung bei 2,5 Ampere. „Man kann die Wand berühren, ohne auch nur ein Prickeln auf der Haut zu spüren“, erklärt Projektleiterin Buechley. „Und die Tapete ist auch glatt und versteckt ihre Funktionalität elegant. Die Herstellung ist zudem unkompliziert, weil sich das Verfahren in die traditionelle Produktion einbauen lässt.“
Die Machbarkeitsstudie belegt, wie existierende Technologie innovativ mit billigsten Materialien und einfachen Anwendungen verbunden werden kann. Laut Projektmitarbeiter Kirk Mueller von der Rhode Island School of Design wird die Steuerwand noch lange nicht in Privatgebäuden tapeziert werden: „Wir wissen nämlich noch nichts über den Umgang damit im praktischen Leben.“
Das Media Lab des MIT treibt die Forschung an intelligenten Objekten voran. Buechley hat bereits Kleidungssensoren und elektronische Textilien entworfen und arbeitet an einem Buch, aus dem dreidimensionale Objekte auftauchen, sprechen, singen und sich bewegen.
Leah Buechley (MIT Media Lab) et al.: New Scientist, Online-Bericht ddp/wissenschaft.de ? Rochus Rademacher