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Von wegen schwule Hammel und lesbische Gänse

Technik|Digitales

Von wegen schwule Hammel und lesbische Gänse
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Kanadagänse - sind sie wirklich schwul?! Foto: Guido Gerding
?Können Tiere schwul sein??, fragt die ?Welt? . ?Jede dritte Gans ist schwul oder lesbisch?, titelt die ?Bildzeitung?. Medien schreiben gerne über Tierstudien, besonders, wenn es dabei um pikantes Sexualverhalten geht. Doch den oft unsachgemäßen Überspitzung treten nun zwei Wissenschaftler mit einem Kommentar in der Zeitschrift ?Nature? entgegen. Sie wollen verhindern, dass Schlagzeilen wie ?Wanzen werden transsexuell, um stechende Penisse zu vermeiden?, weiterhin die Zeitungen und Magazine der Welt schmücken.

Andrew Barron und Mark Brown geht es vor allem um die überzogene und oft auch falsche Darstellung von Homosexualität im Tierreich. Denn viele Journalisten schließen vom Verhalten der Tiere automatisch auf die Sexualität des Menschen. ?Jede Studie kann uns nur etwas über das sexuelle Verhalten einer einzigen Art erzählen?, sagen Barron und Brown. Wenn homosexuelles Verhalten von Tieren direkt auf den Menschen übertragen wird, sei das also meist unsinnig.

Die Forscher sehen aber nicht die Medien als die alleinigen Schuldigen: Manchmal liege es auch an schon relativ reißerisch geschriebenen Pressemitteilungen der Forschungsinstitute, oder den Zitaten der Wissenschaftler, in denen sie den Bezug zum Menschen ausdrücklich betonen. Den Einfluss, den die Forschenden selbst auf die Medienberichterstattung haben können, zeigen Barron und Brown mit einem Beispiel: Im März 2010 veröffentlichte die Biologin Lindsay Young eine Studie über das Brutverhalten von gleichgeschlechtlichen Albatrossen. In Interviews legte sie grundsätzlich Wert darauf, zu betonen, dass die Vögel nicht lesbisch seien, denn ?lesbisch ist ein menschlicher Begriff. Diese Studie ist nicht über Menschen?. Diese Strategie zeigte Wirkung, kaum ein Blatt bezeichnete die Albatrosse als lesbisch, und in den Artikeln wurde mehr Zeit damit verbracht, das interessante Verhalten der Seevögel zu beschreiben, anstatt über den Bezug zum Menschen zu spekulieren. Und das ist es, was die Forscher schließlich wollen: Man soll sich mit ihren Ergebnissen rational und ohne jede Vorteile beschäftigen, und nicht dort Zusammenhänge sehen, wo keine sind.

Was passiert, wenn unsachgemäß über ein Thema berichtet wird, zeigt eine Studie über gleichgeschlechtliches Verhalten von Hammeln. ?Schwule Schafe können helfen, die Biologie der Homosexuellen zu erklären?, titelte die Nachrichtenagentur Reuters, andere Medien formulierten das Ganze noch pointierter: Die Forscher würden versuchen, Homosexualität bei Schafen zu ?kurieren? ? ein Sturm der Entrüstung von Schwulen- und Lesbenverbänden folgte, Unterschriftenaktionen wurden gestartet und somit die Fortführung der Forschung in Gefahr gebracht. Damit so etwas nicht noch einmal passiert, empfehlen Barron und Brown, Forschung an Tieren nicht zu sensationalisieren, nur um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu bekommen.

© wissenschaft.de – Sabine Kurz
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