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Wie die Natur die Fairness erfand

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Wie die Natur die Fairness erfand
Die natürliche Selektion ist unerbittlich. Faires Verhalten sollte Tieren, die ihr tägliches Überleben sichern müssen, eigentlich keinen Evolutionsvorteil bringen. Zwei Biologen haben jetzt mit einer Variante des Ultimatum-Spiels gezeigt, dass dem nicht so ist. Sie stellen ihr Modell in den The Proceedings of the Royal Society, Biological Sciences vor.

Bestimmte Aktivitäten wie jagen oder die Verteidigung eines Territoriums können Tiere effektiver ausführen, wenn sie kooperieren. Kooperation lohnt sich immer dann, wenn zwei Individuen zusammen mehr „Gewinn“ machen als die Summe der Gewinne, die jedes Individuum alleine machen würde. Ein „Gewinn“ kann beispielsweise die Jagdbeute sein.

Kooperation wird sich auf Dauer aber nur durchsetzen, wenn beide Individuen von ihr profitieren. Konkret heißt das: Jedes der beiden Individuen muss erstens mindestens den Gewinn bekommen, den es alleine gemacht hätte, und zweitens von dem durch die Kooperation gewonnenen Gewinnzuwachs etwas abbekommen.

Eine ähnliche Situation beschreibt das aus der Spieltheorie stammende Ultimatum-Spiel. Dabei bekommen zwei Personen einen Geldbetrag angeboten, den sie nach folgender Regel untereinander aufteilen müssen: Einer der beiden muss festsetzen, wer wie viel bekommt, der andere hat die Wahl, ob er diese Aufteilung akzeptieren will oder nicht. Akzeptiert er nicht, bekommt keiner der beiden etwas.

Die Computersimulation, die Timothy Killingback und Etienne Studer von der Universität Basel durchführten, simulierte zunächst eine Welt, in der jeweils zwei beliebige Individuen aufeinander trafen und einen Gewinnzuwachs untereinander aufteilen mussten. Den Individuen war zum einen eine eindeutige Dominanzreihenfolge zugeordnet: Der jeweils Dominantere übernahm die Aufteilung, der andere hatte die Wahl, ob er sie akzeptierte. Zum anderen ordneten die Forscher jedem Individuum eine eindeutige Strategie zu, die aus zwei Zahlenwerten bestand: Aus der Prozentzahl, die er vorschlägt, wenn er der Dominante ist, und aus der Prozentzahl, die er im anderen Fall gerade noch als seinen Anteil akzeptieren würde.

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Die Individuen trafen nun immer wieder wechselseitig aufeinander und erwarben dabei als weitere Eigenschaft eine Fitness. Diese war einfach die Summe der Gewinnzuwächse, die sie erhalten hatten.

Nach einer Runde „starben“ die Individuen und bekamen Nachwuchs. Die Anzahl des Nachwuchses jedes Individuums richtete sich nach seiner Fitness: Je fitter, desto mehr Kinder. Jedes Kind bekam die Strategie seines Vorfahren zugeordnet, allerdings mit einer kleinen Zufallsmutation, also einer kleinen Abweichung vom ursprünglichen Wert, versehen.

Nach vielen Runden stellte sich zunächst heraus, dass auf diese Weise kein faires Verhalten zustande kommt: Die Dominanten tendierten mit der Zeit dazu, sich selber 100 Prozent des Gewinnzuwachses zu genehmigen.

Sobald die Forscher aber eine räumliche Verteilung der Individuen simulierten, bei der nur noch direkte Nachbarn miteinander zu tun hatten, entwickelte sich plötzlich Kooperation und faires Verhalten.

Lesen Sie zu diesem Thema auch die bdw-Newsticker-Meldung „Geld ist nicht alles: Über das Zusammenwirken von Ökonomie und sozialen Bindungen“.

Axel Tillemans
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