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Wie Digitalisierung die Finanzwelt wandelt

Technik|Digitales

Wie Digitalisierung die Finanzwelt wandelt
Stopuhr mit Weltkartenziffernblatt
Die Digitalisierung verkleinert die Finanzwelt auf die Distanz von Millisekunden. Faszinierend aber nicht ganz risikofrei. (Foto: pixabay.com, geralt)
Es gibt kaum einen Lebensbereich, der nicht von der Digitalisierung erfasst wird. Doch gerade in der Finanzwelt tut sich auch viel hinter den Kulissen, auf die Verbraucher Blicke werfen – mit faszinierender Rechenleistung.

Schneller, effizienter, risikoreicher. Mit diesen drei Worten lässt sich schon grob zusammenfassen, was die Digitalisierung mit der Finanzwelt macht – ganz wertneutral und fernab von dystopischen Szenarien. Doch der tatsächliche Wandel ist umfangreicher, viel interessanter und hat nicht zuletzt mit absoluter Hochtechnologie im Bereich der Computerwissenschaft zu tun. Wie Algorithmen und Prozessoren die Geldflüsse heute und morgen beeinflussen, haben wir an dieser Stelle zusammengefasst.

Die Schnelligkeit für den Verbraucher

Dieser erste Punkt ist der für die meisten Menschen griffigste, weil er ihnen im Alltag begegnet. Vor einigen Monaten fand die Studie E-Commerce in Europe Grundlegendes heraus: Die liebste Online-Zahlungsmethode ist längst nicht mehr klassisch mit der Bank verknüpft, sondern so digital, wie das Geschäft: in Form von PayPal und Co. Darin zeigt sich sehr anschaulich der erste der oben genannten Wörter, Schnelligkeit. Verbraucher erwarten, dass ihre Finanzangelegenheiten mit der gleichen Höchstgeschwindigkeit zur Verfügung stehen, wie Nachrichten, Kommunikation, Wetterinformationen.

Längst ist die Geschwindigkeit auch im Offline-Kommerz angekommen. Wo die EC-Karte vor nicht allzu langer Zeit das Bargeld abzulösen begann, ist mittlerweile das Einstecken ebenjener Karte ebenfalls oft schon zu langsam – NFC-Chips sorgen für Übertragung und Abbuchung und das, ohne dass die Karte überhaupt aus dem Portemonnaie gezogen werden müsste.

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Vielleicht ist an dieser Stelle ein technischer Exkurs angebracht. Denn NFC ist eine äußerst faszinierende Technik, die trotz erstaunlicher Übertragungsraten auf der Abnehmerseite ohne Stromquelle funktioniert.

Auch in größerem Rahmen

Nicht zu übersehen ist dabei, dass Geschwindigkeit, vor allem aber Effizienz auch aufseiten größerer Finanzgeschäfte durch die Digitalisierung gewinnen. Das vielleicht beste Beispiel ist die Möglichkeit, Kredite anbieterübergreifend und in Echtzeit zu vergleichen. Banken, die im „realen Leben“ schärfste Konkurrenten sind, arbeiten in der digitalen Welt mit Dritten zusammen. Schon weil nur die digitale Geschwindigkeit es so ermöglicht, geringste Konditionsänderungen sofort zu offerieren.

Doch Kredite sind nur ein kleiner Teil des sogenannten FinTech – Technikanbieter, die nur für die Finanzbranche arbeiten. Längst haben sich Startups etabliert, die es ermöglichen, Autokäufe per Handy zu bezahlen – statt der bisher praktizierten Vorab-Überweisung oder Barzahlung. Und dass sich die Kryptowährung Bitcoin allmählich im Immobilienbereich breitmacht, ist auch nur eine logische Folge davon, dass bislang die „Ausgaben-Seite“ der Kryptowährungen vernachlässigt wurde und Besitzer wenig davon kaufen konnten.

Der digitalisierte Handel

Doch auch wenn die bisher genannten Methoden schon dadurch, dass sie eine extrem breite Interessentenschicht ansprechen, ein großes Volumen erreichen, sind sie doch, was die dahintersteckende Technik anbelangt, bloße „Fingerübungen“ für Programmierer und Hardware-Entwickler.

Wesentlich bedeutsamer für das großmaßstäbliche Fortkommen der Branche ist ein anderer Trend. Bereits 2013 vermeldete die Wallstreet, dass erstmals mehr Aktienordern über Computer getätigt wurden als über menschliche Händler. Was in einer Welt, die von Computern schon seit den 1970ern bestimmt wird, auf Laien wie keine echte Neuigkeit wirkt, hat tatsächlich Erdrutschwirkung.

Denn hier geht es nicht mehr um den Computer als Vermittler zwischen zwei Handelsparteien, als Darsteller von Informationen als Basis für menschliche Entscheidungen. Das Prinzip nennt sich Hochfrequenzhandel (HFT). Die Entscheidungen zu Kauf und Verkauf erfolgen ohne jegliche humane Interaktion; der Computer hat die volle Kontrolle. Dahinter stehen extrem komplexe (und von den Anbietern schärfer als jedes Atomwaffensilo gehütete) Algorithmen. Diese beobachten die Märkte, nehmen Trends wahr und verarbeiten sie. Mittlerweile ist die Technik an einem Punkt, an dem nicht nur die Entscheidungen in tausendstel-Sekunden Bruchteilen erfolgen, sondern auch der Handel selbst. Der Algorithmus kann um 10:00:35,555 Uhr entscheiden, Aktie X anzukaufen und um 10:00:35,559 Uhr sie wieder abzustoßen.

Risiken eindämmen

Allerdings beobachten Marktwächter gerade den HFT-Bereich mit Skepsis. Zu groß ist das Risiko, dass durch die vollkommen nüchtern entscheidenden Schaltkreise Krisen entstehen. Das kann beispielsweise schon dadurch geschehen, dass zu viele getrennte HFT-Algorithmen zu dem Schluss kommen, dass eine Aktie besonders interessant ist und sie ankaufen. Durch irgendein plötzliches Realwelt-Ereignis kann der Wert jener Aktie beeinflusst werden. In der Folge kommt es zu – digitalisierten – Abstoßungsreaktionen.

Für Frank Romeike, privatwirtschaftlicher HFT-Experte, definiert sich das Risiko folgendermaßen: „Hier gibt es keinen doppelten Boden und keine Prüfalgorithmen. In der Konsequenz kann daher der Hochfrequenzhandel durch einen Dominoeffekt zu einer Destabilisierung der Märkte führen“. Problematisch ist in diesem Bereich, dass die computerisierten Handelsentscheidungen gezielt durch menschliche Eingriffe destabilisiert werden könnten – mit der Absicht, im Bereich des Derivathandels auf Aktienkurse zu wetten.

Interessant ist auch ein weiteres Detail, auf das ein Bericht der Börsenexperten der ARD hinwies. Denn bislang ist keiner Börsenaufsicht, weder in Deutschland noch Übersee, mit letzter Genauigkeit bekannt, welchen Anteil HFT mittlerweile am gesamten Handel hat. Die Spannweite reicht dabei von moderaten 24 an den europäischen Märkten bis hin zu unglaublichen 70 Prozent im weltweiten Mittel.

Alles für den Handel

Nicht minder faszinierend ist auch der technische Aufwand, der hierfür betrieben wird. Tatsächlich dürfte der HFT-Handel eine der stärksten Triebfedern zur Beschleunigung des Internet-Traffics sein. Nur für den Hochfrequenzhandel wurde beispielsweise 2010 zwischen London und Frankfurt eine Datenleitung installiert, die bis zu 1,6 Terabit pro Sekunde überträgt.

Wenig später verlegten Kabelschiffe von AEConnect und Hibernia Atlantik ein nur für HFT bestimmtes Datenkabel auf den Meeresgrund, das London mit New York verbindet – spektakulär ist dabei nicht nur der Kostenrahmen (mehrere hundert Millionen Euro). Wirklich aufsehenerregend ist der Leistungszuwachs. Denn die Händler waren zu dem Schluss gekommen, dass die bisherige Übertragungsgeschwindigkeit von 65 Millisekunden zwischen New York und London nicht mehr ausreichte; das neue Kabel schafft nun 60 Millisekunden.

Fazit

Sowohl direkt für den Verbraucher wie die Finanzwelt an sich hat die Digitalisierung eine buchstäblich umwerfende Bedeutung. Spektakulär zwar von der rein technischen Seite. Aber eben auch mit Risiken behaftet. Letzten Endes gelten hier die gleichen Vorsichtsmaßregeln wie bei anderen digitalen Anwendungen.

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