Um jedoch im dicht bewachsenen Dschungel Sumatras genügend potenzielle Bestäuber anzulocken, wendet die Pflanze einen Trick an: Sie verströmt ihren bestialischen Verwesungsgestank mit Hilfe von Hitzewellen, haben die Forscher jetzt zufällig entdeckt, als sie die Pflanze vor einem hellen Hintergrund filmten. Überraschenderweise schien in den Aufnahmen Rauch aus der Pflanze emporzusteigen. Bei näherem Hinsehen stellte sich jedoch heraus, dass die Blüte keinen Rauch, sondern Dampfschwaden ausstieß. Dabei erwärmt sie sich ? im Zentrum der phallusförmigen Blüte konnten die Forscher eine Temperatur von bis zu 36 Grad nachweisen. Diese Hitzewellen treten in regelmäßigen Abständen auf und helfen der Pflanze, durch die aufsteigende, warme Luft den ungemein widerlichen Duft zu verbreiten, erklärt Barthlott.
Auch andere Pflanzen mit einem kadaverartigen Gestank nutzen Wärme – allerdings eher, um die Körpertemperatur eines frisch verendeten Tiers zu simulieren. Eine derartige rhythmische Form der Hitzerzeugung wie bei der Titanenwurz ist bisher jedoch ausschließlich von dem miefenden Urwaldriesen bekannt. Durch diese Technik wirkt die Pflanze vermutlich der kalten Luft entgegen, die sich nachts wie ein Schleier über die Blüte legt und so die Verbreitung des Lockmittels beeinträchtigt. Die Titanenwurz blüht nur alle neun bis zwölf Jahre für zwei Tage lang. Möglicherweise, spekulieren die Forscher, ist die energieaufwendige Wärmeerzeugung einer der Gründe dafür ? mehr als zwei Tage lang könnte die Pflanze diese Anstrengung wohl nicht aufrechterhalten.