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Affiges Munitionslager

Erde|Umwelt

Affiges Munitionslager
Schimpansen planen die Zukunft: Tierpfleger haben beobachtet, wie ein Schimpanse in einem schwedischen Zoo Steine sammelte, um sie Stunden später auf Besucher zu werfen. Er unterhielt mehrere Munitionslager in seinem Freigehege, fischte dafür Steine aus dem Wasser und stellte sogar eigens Wurfgeschosse aus brüchigem Beton her. Mathias Osvath schließt aus diesen Beobachtungen, dass Schimpansen ein hoch entwickeltes Bewusstsein und eine komplexe Planungsfähigkeit besitzen, die in Laborexperimenten bisher nicht nachgewiesen werden konnte.

Der Schimpanse hieß Santino und war das dominante Männchen in einem Freigehege mit einem Wassergraben im Zoo von Furuvik in Schweden. Drei Tierpfleger beobachteten das Tier dort über zehn Jahre. Santino begann, seine Besucher zunächst nur gelegentlich mit Steinen zu bewerfen. Die Steinwürfe nahmen jedoch mit der Zeit zu und bei der Reinigung des Geheges entdeckten die Pfleger schließlich Verstecke, in denen Santino seine Munition aufbewahrte.

Die Pfleger begannen, den Affen zu überwachen und beobachteten, wie er Betonblöcke nach brüchigen Stellen absuchte, Stücke herausschlug und bearbeitete, bis sie als Wurfgeschoße taugten. Algenbewuchs auf versteckten Steinen zeigte außerdem, dass Santino Steine aus dem Wassergraben angelte. Zum Schutz der Besucher räumten die Pfleger immer wieder Munitionslager aus ? an mindestens fünfzig verschiedenen Stellen im Gehege.

Mathias Osvath befragte die einzelnen Pfleger zu ihren Beobachtungen und verglich die Antworten. Er kommt zu dem Schluss, dass Santino eine spontane Planungsfähigkeit an den Tag legte, die in bisherigen Studien nicht nachgewiesen werden konnte. Zwar sammeln wilde Affen Steine zum Knacken von Nüssen oder Stöcke, um Termiten zu fangen, der Grund dafür ist aber eher akuter Bedarf als Vorausplanung, erklärt Osvath. Santino bedenke jedoch eindeutig zukünftige Bedürfnisse, was zeige, dass Schimpansen ein komplexes und hoch entwickeltes Bewusstsein besitzen.

Mathias Osvath (Universität in Lund): Current Biology, Bd. 19 ddp/wde ? Martin Rötzschke
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