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Afrikanische Bergwälder sind bessere Klimapuffer als gedacht

Erde|Umwelt

Afrikanische Bergwälder sind bessere Klimapuffer als gedacht
Baumriese
Alter Baumriese am Kilimandscharo. (Bild: Andreas Hemp)

Die tropischen Bergwälder Afrikas sind ein besonders wertvoller Klimahelfer, denn sie speichern mehr Kohlenstoff in ihren Bäumen als alle anderen tropischen Wälder der Erde, wie Forscher entdeckt haben. Ursache dafür ist der hohe Bestand an alten, großen Bäumen, die eine überproportional hohe Speicherkapazität besitzen. Allerdings: Die Bestände dieser alten Wälder Afrikas sind akut gefährdet, allein seit dem Jahr 2000 ist ihre Fläche um 800.000 Hektar geschrumpft.

Tropische Regenwälder sind die grünen Lungen unseres Planeten und ein wichtiger Puffer im Klimasystem. Obwohl sie nur rund zehn Prozent der gesamten Landoberfläche bedecken, speichern ihre Bäume rund 40 bis 50 Prozent des gesamten in der Vegetation enthaltenen Kohlenstoffs. Die Tropenwälder tragen zudem zu mehr als einem Drittel zur gesamten irdischen Primärproduktion bei – der Biomasse, die durch das Wachstum von Pflanzen erzeugt wird. Wie viel Kohlenstoff ein Wald konkret aufnimmt und speichert, ist aber je nach Zusammensetzung und Region unterschiedlich.

Bestandsaufnahme in Afrikas Bergwäldern

Eine Waldart, die bislang nur wenig untersucht wurde, sind die tropischen Bergwälder Afrikas. Vor allem in Ostafrika machen sie einen großen Teil des bewaldeten Tropengürtels aus. Gängige Annahme nach sind diese Regenwälder der Höhenlagen oberhalb von 1000 Metern über dem Meeresspiegel jedoch weniger produktiv als Tiefland-Regenwälder. Denn das Klima ist dort meist rauer und die in den Bergen hängenden Wolken mindern die Sonneneinstrahlung. Zudem sind auch die Böden oft karger als im Tiefland. Unter anderem deshalb hat der Weltklimarat IPCC den afrikanischen Bergwäldern nur einen eher durchschnittlichen Speicherwert von 89,3 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar zugeordnet.

Ob das stimmt und wie hoch die Speicherkapazität der afrikanischen Berg-Regenwälder tatsächlich ist, haben nun Aida Cuni-Sanchez von der University of York und ein internationales Forschungsteam näher untersucht. Dafür analysierten sie die Kohlenstoff-Speicherung in der oberirdischen Biomasse der Bäume auf 226 ausgewählten Flächen in 44 Regionen von zwölf afrikanischen Ländern. Sie ermittelten für alle Bäume mit mehr als zehn Zentimeter Stammdicke die Kronengröße und Wuchshöhe sowie die Stammdicke und errechneten daraus den Kohlenstoffgehalt dieses Waldstücks pro Flächeneinheit. „Wenn man die Höhe, den Umfang und die Holzdichte der Baumstämme kennt, kann man auf der Basis dieser Messdaten die Menge des in den Bäumen gespeicherten Kohlenstoffs mit einiger Genauigkeit ermitteln“, erklärt Co-Autor Andreas Hemp von der Universität Bayreuth.

Bessere Speicher als der Amazonas-Regenwald

Die Analysen ergaben: Die tropischen Bergwälder Afrikas speichern deutlich mehr Kohlenstoff als gedacht. Im Schnitt kann so ein Waldstück rund 149,4 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar aufnehmen und in seiner Biomasse einlagern. Das sind nicht nur fast zwei Drittel mehr als vom Weltklimarat kalkuliert – die afrikanischen Bergwälder sind damit auch effektivere Kohlenstoffsenken als die Tropenwälder in Zentral- und Südamerika, wie beispielsweise der Amazonas-Regenwald. Die Wissenschaftler führen die höhere Speicherkapazität der afrikanischen Wälder unter anderem darauf zurück, dass es in Afrika kaum Wirbelstürme und andere großflächig zerstörerische Naturereignisse gibt. Deshalb können die Bäume sowohl in Berg- als auch in Tieflandregionen ungestört wachsen und ein hohes Alter erreichen. Besonders alte Bäume aber lagern besonders viel Kohlenstoff ein, wie das Team erklärt.

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„Unsere Studie, die diese Speicherleistung erstmals quantifiziert hat, macht deutlich, welche ökologischen Schäden ein weiteres Abholzen der Bergwälder verursachen würde“, betont Hemp. „Und sie zeigt umgekehrt auch den Nutzen der von vielen afrikanischen Staaten unterstützten Maßnahmen zur Wiederaufforstung.“ Allerdings sind viele Waldflächen in Afrika akut gefährdet: „Wir schätzen, dass seit dem Jahr 2000 rund 0,8 Millionen Hektar alter afrikanischer Berg-Regenwald verloren gegangen sind“, schreiben Cuni-Sanchez und ihre Kollegen. Wenn sich dieser Trend fortsetze, gehe der Welt nicht nur ein wichtiger Klimapuffer verloren, sondern auch ein Hotspot der Artenvielfalt.

„Aufgrund früherer Forschungsarbeiten ist bekannt, dass die afrikanischen Bergwälder eine große Zahl endemischer Pflanzen- und Tierarten beherbergen, das heißt von Arten, die es nirgendwo sonst auf der Erde gibt. Auch unter diesem Aspekt sollten die Anstrengungen zum Erhalt dieser Ressourcen verstärkt werden“, sagt Hemp.

Quelle: Universität Bayreuth; Fachartikel: Nature, doi: 10.1038/s41586-021-03728-4

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