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Aggressionen auf Diät

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Aggressionen auf Diät
Eine spezielle hypoallergene Ernährung könnte die Symptome der Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) zumindest bei einigen betroffenen Kindern verringern. Zu diesem Ergebnis kommt ein niederländisches Forscherteam nach einer Studie mit 100 Freiwilligen. Darin hatten die Wissenschaftler vier bis acht Jahre alten ADHS-Kindern fünf Wochen lang nur Nahrungsmittel gegeben, die wenig Allergene enthalten. Dabei stellten sie fest, dass sich dies positiv auf die Aufmerksamkeit und das Verhalten der Kleinen auswirkte. Die spezielle Diät sollte daher Teil der Behandlung aller Kinder mit ADHS sein, empfehlen die Forscher um Jan Buitelaar.

Die Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Störung tritt bei etwa fünf Prozent aller Kinder auf. Sie ist durch ausgeprägte Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und impulsives Verhalten gekennzeichnet. Bisher wird die Störung meist mit Verhaltensübungen, Medikamenten und einem Training der Eltern behandelt. Allerdings gab es bereits in der Vergangenheit erste Hinweise darauf, dass auch allergieauslösende Stoffe in der Nahrung Einfluss auf die Symptome haben könnten.

Buitelaar und sein Team untersuchten dies nun erstmals gezielt. Die Untersuchungsgruppe bestand aus 50 Kindern mit ADHS im Alter von vier bis acht Jahren, die fünf Wochen lang nur wenig allergene Nahrungsmittel erhielten. Die Basis dieser sogenannten Eliminationsdiät bildeten Reis, Gemüse, Fleisch und Wasser, die dann individuell mit anderen Nahrungsmitteln wie Kartoffeln, Obst oder Weizenprodukten ergänzt wurden. Als Kontrollgruppe dienten 50 Gleichaltrige, die sich für denselben Zeitraum an einen Ernährungsplan mit allgemeinen Tipps zu gesundem Essen halten sollten.

Im zweiten Teil der Studie untersuchten die Wissenschaftler, ob bestimmte Nahrungsmittel zu einer Rückkehr der Symptome führten. Dafür erhielten diejenigen, die auf die Diät positiv reagiert hatten, zusätzlich zur bisherigen Ernährung weitere Lebensmittel – und zwar solche, die in einem Vortest bei den Kindern eine messbare Veränderung des IgG-Spiegels im Blut verursacht hatten. IgGs sind Antiköper, die das Immunsystem bei Nahrungsmittelallergien verstärkt produziert.

Die Auswertung ergab, dass die Eliminationsdiät bei 32 der 41 Kinder, die die Diät durchgehalten hatten, zu einem signifikanten Rückgang der ADHS-Symptome führte. Die Konfrontation mit bestimmten Nahrungsmitteln in der zweiten Untersuchungsphase führte bei 19 der 30 getesteten und damit bei 63 Prozent zu einer Rückkehr der Symptome. Ein direkter Zusammenhang zwischen den IgG-Spiegeln und der Reaktion auf die Nahrungsmittel ließ sich allerdings nicht feststellen – die IgG-Menge eigne sich also entgegen der allgemeinen Annahme nicht dazu, potenziell problematische Nahrungsmittel zu identifizieren, sagen die Forscher.

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„Die Teilnehmer unserer Untersuchung sind repräsentativ für alle Kinder mit ADHS“, ist Studien Buitelaar überzeugt. Das spreche dafür, dass eine spezielle Ernährung bei allen Kindern mit ADHS Teil des Behandlungsplans werden sollte. Allerdings sollte eine solche Ernährung streng überwacht werden, damit die Kinder keinen Mangel an bestimmten Nährstoffen erleiden, schreibt Jaswinder Kaur Ghuman von der Universität von Arizona in Tucson (USA) in einem begleitenden Kommentar. „Die Eliminationsdiät sollte maximal zwei Wochen lang gegeben werden. Wenn sie einen Nutzen zeigt, können nach und nach einzelne Lebensmittel wieder hinzugefügt werden, um problematische Lebensmittel zu identifizieren und die Ernährung gleichzeitig wieder vielfältiger zu machen.“

Jan Buitelaar (Radboud-Universität) et al: The Lancet, Band 377, S. 494 dapd/wissenschaft.de – Christine Amrhein
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