Haben Kinder bereits im Mutterleib Kontakt mit Alkohol, so beeinträchtigt dies deren geistige Entwicklung: Konzentrationsschwäche, Hyperaktivität und mangelnde soziale Kontakte sind nur einige davon. Defizite wie diese stellten Wissenschaftler jedoch in gleichem Maße bei Kindern fest, die nicht Alkohol ausgesetzt waren, aber in psychiatrischer Behandlung sind. Erst mit zunehmendem Alter der Kinder stellte sich heraus, dass die „Alkohol“-Kinder gegenüber denen in psychiatrischer Behandlung deutlich weniger soziale Fähigkeiten entwickelten. Zu diesem Ergebnis kommt einer Studie in der Juli-Ausgabe der Zeitschrift Alcoholism: Clinical & Experimental Research, die erstmals diese beiden Gruppen von Kindern verglich.
Es ist seit langem bekannt, dass Kinder, die während der Schwangerschaft Alkohol ausgesetzt waren, soziale Defizite und Anpassungsschwierigkeiten haben. „Das Ergebnis der Studie macht aber deutlich, dass diese Schwierigkeiten zunächst einmal nicht auf „Alkohol“-Kinder beschränkt und somit für eine spezifische Diagnose unbrauchbar sind“, meint Shannon E. Whaley, Psychologe an der Universität Kalifornien in Los Angeles.
Erst im Alter von 6 oder 7 kann man deutliche Unterschiede im Sozialverhalten der Kinder beider Gruppen erkennen. So haben die „Alkohol“-Kinder ausgeprägte Schwierigkeiten Freunde zu finden oder zu behalten. Auch verstehen sie soziale Zusammenhänge schlecht und können sich dementsprechend nicht angemessen in bestimmten Situationen verhalten. Dagegen bleiben die Anpassungsschwierigkeiten auf beide Gruppen gleich verteilt. Beide Kindergruppen zeigten auf drei Gebieten deutliche Defizite: zum einen bei Fähigkeiten des täglichen Lebens, zum anderen in der Kommunikation und im Sozialverhalten.
Birgit Kahler
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