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Ameisen im freien Fall

Erde|Umwelt

Ameisen im freien Fall
Einige tropische Ameisenarten können sich im freien Fall wie geübte Fallschirmspringer gezielt in eine Richtung bewegen. Das haben amerikanische Wissenschaftler entdeckt, als sie die auf Bäumen lebenden Insekten der Art Cephalotes atratus beobachteten. Stürzen die Tiere von ihrem heimatlichen Ast, fallen sie dank ihrer ausgeklügelten Technik nicht unkontrolliert zu Boden, sondern gleiten in einem Bogen zurück in Richtung des Baumstammes. Auf diese Weise sind sie auch nach einem Fall aus fast dreißig Metern Höhe bereits nach zehn Minuten wieder zurück an ihrem Ausgangspunkt, berichten Stephen Yanoviak von der Universität von Texas in Galveston und seine Kollegen in der Fachzeitschrift Nature (Bd. 433, 10. Februar, S. 624).

Die Ameisen sind an ihre luftige Heimat eigentlich gut angepasst. So haben sie beispielsweise klebrige Fußglieder, um sich an der Rinde festzuhalten. Trotzdem stürzen immer wieder einzelne Tiere von den Bäumen, etwa wenn sie von Windstößen weggeweht werden oder wenn sie von räuberischen Vögeln oder Säugetieren verfolgt werden. Würden die Insekten nach einem solchen Fall auf dem Waldboden landen, wären sie nicht nur ungewohnten Gefahren ausgesetzt, sondern hätten auch große Schwierigkeiten, zurück zu ihrer Kolonie und ihren Verwandten zu finden.

In ihren Tests markierten die Wissenschaftler einige Tiere mit weißer Farbe, ließen sie von hohen Bäumen fallen und filmten den Sturz. Das Ergebnis: Die Ameisen fielen nur ein kurzes Stück unkontrolliert im freien Fall, bevor sie ihre Unterseite in Richtung des Baumstammes drehten und mit dem Bauch voran auf den Stamm zuglitten. Auf diese Weise landeten 85 Prozent der abgeworfenen Tiere sicher auf ihrem Heimatbaum.

Für die Orientierung benutzen die Ameisen dabei offenbar ihren Sehsinn: Wurden nämlich die Augen der Tiere verdeckt, erreichten nur noch zehn Prozent ihren angestammten Baum. Auch die Größe der einzelnen Tiere beeinflusste ihre Falltechnik. Kleinere Ameisen landeten weiter oben im Baum und hatten daher einen kürzeren Rückweg zu ihrem Ausgangspunkt, während größere Individuen erst weiter unten am Stamm landeten.

Neben C. atratus nutzen auch andere, aber nicht alle auf Bäumen lebenden Ameisenarten eine solche Gleitflugtechnik, schreiben die Wissenschaftler. Voraussetzungen dafür scheinen beispielsweise ein bewegliches Hinterteil für den Richtungswechsel während des Falls und ein gutes Sehvermögen zu sein. Die meisten der gleitfähigen Ameisenarten stammen außerdem ursprünglich aus Gebieten, in denen der Waldboden überflutet war und waren daher zu einem Leben auf den Bäumen gezwungen.

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ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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