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Angst um einen Teufel

Erde|Umwelt

Angst um einen Teufel
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Beutelteufel (Sarcophilus harrisii). Credit: Wayne McLean / Wikipedia
Der Beutelteufel ist einer Studie zufolge akut vom Aussterben bedroht. Eine ansteckende Krebserkrankung, die das Gesicht der Beuteltiere befällt, wird vermutlich in den nächsten 25 Jahren alle noch verbliebenen Tiere dahingerafft haben. Das berichten Forscher Nick Beeton und Hamish McCallum von der Universität von Tasmanien. Demnach sind die bisherigen Bemühungen zur Rettung gescheitert. Wenn sich die Prognosen bestätigen, verliert die Welt bald eines ihrer skurrilsten Wesen.

Als die ersten europäischen Siedler Tasmanien erreichten, hörten sie schauriges Fauchen in den Wäldern. Es stellte sich heraus, dass dieses teuflische Geräusch von einem ebenso teuflisch aussehenden Wesen stammt: Der Beutelteufel hat einen gedrungenen Körperbau, schwarzes Fell, rote Ohren und ein überdimensionales Maul. Wenn die etwa zwölf Kilogramm schweren Aasfresser sich um einen Kadaver zanken, kreischen sie so grell, dass es einem eiskalt den Rücken herunter läuft. Die skurrilen Rabauken sind eine Art Putzkolone: Sie werden auch als ?Staubsauger des Waldes? bezeichnet, denn sie mampfen fast alles, was auf ihrem Weg liegt, inklusive Knochen. Beinahe wäre es den Beutelteufeln bereits schon so ergangen, wie ihren großen Verwandten – 1936 starb der letzte tasmanische Tiger in einem Zoo. Zum Glück wurden die tasmanischen Teufel 1941 per Gesetz geschützt und hatten so die Chance, sich wieder zu vermehren.


Youtube-Video zankender Beutelteufel

Die aktuelle Bedrohung geht nun nicht vom Menschen aus, sondern von einer sonderbaren Erkrankung: DFTD (Devils Facial Tumour Desease) ist eine ansteckende Form von Krebs und trat den Forschern zufolge erstmals im Jahr 1996 im Nordwesten Tasmaniens auf. Sie wird durch Bisse bei der Paarung übertragen. Seitdem verringerte sich die Population des Beutelteufels um 60 Prozent.

In den letzten Jahren hatten sich Forscher deshalb bemüht, die Tiere durch Ausleseverfahren zu retten. Dieser Ansatz sei aber fehlgeschlagen berichten nun Nick Beeton und Hamish McCallum. Um eine erfolgreiche Auslese betreiben zu können, müsste demnach eine unrealistisch große Zahl von Tieren erfasst werden, erklärt Nick Beeton. „Die Seuchenbekämpfung kann nur funktionieren, wenn man genügend der infizierten Tiere innerhalb der Population einfangen kann, um sicherzugehen, dass die Seuche sich nicht wieder ausbreitet“, sagte Beeton. „Unsere Modelle zeigen, dass dies im Fall des Tasmanischen Teufels vermutlich nicht funktionieren kann“. Die Modelle legen auch nahe, dass die Zeit knapp wird: Wenn die Entwicklung so weiter geht, werden die Beutelteufel in den kommenden 25 Jahren aussterben.

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Noch wollen sich die Forscher aber nicht geschlagen geben: Es gibt Versuche, einen Impfstoff gegen die Erkrankung zu entwickeln. Darauf setzen die Wissenschaftler aber wenig Hoffnung, denn Kosten und Aufwand seien dafür enorm hoch. Sie hoffen dagegen auf die Unterstützung der Zoos: Statt einer Auslese der kranken Tiere könnten Zoologische Gärten eine gesunde Ersatzpopulation aufbauen. Bereits 200 Exemplare lebten bereits in Zoos in Tasmanien, sagen Beeton und McCallum.

Nick Beeton und Hamish McCallum (Universität von Tasmanien) et al.: Journal of Applied Ecology, DOI: 10.1111/j.1365-2664.2011.02060.x wissenschaft.de – Martin Vieweg
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