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Ansteckende Gehirnwäsche

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Ansteckende Gehirnwäsche
Der weit verbreitete Toxoplasmose-Erreger kann sehr gezielt Verhaltensstörungen verursachen, haben amerikanische Wissenschaftler in Tests mit Ratten und Mäusen herausgefunden. Die infizierten Tiere verloren nicht nur ihre angeborene Abneigung gegenüber Katzenurin, sondern wurden von dessen Geruch sogar angezogen. Andere Verhaltensweisen beeinflusste der Parasit hingegen nicht.

Der Toxoplasma gondii genannte Parasit ist ein weit verbreiteter Erreger bei Säugetieren, Vögeln und Menschen. Die Infektion verläuft bei Menschen meist ohne deutlich erkennbare Symptome. Die geschlechtliche Vermehrung des Parasiten beginnt im Darm einer Katze. Mit den Ausscheidungen der Katze können sich Ratten oder andere Tiere infizieren und der Erreger breitet sich im Gehirn des Zwischenwirts aus. Frisst eine Katze eine infizierte Ratte, schließt sich der Entwicklungszyklus.

Ajai Vyas und seine Kollegen infizierten Mäuse und Ratten mit dem Parasiten und untersuchten die Auswirkungen der Infektion auf das Verhalten der Tiere. Einen Teil der Versuchsanlage präparierten die Forscher mit Katzengeruch. Die infizierten Nager verloren die angeborene Schutzreaktion, Katzen zu meiden, und wurden von dem Katzengeruch sogar stark angezogen. In allen anderen Versuchen zeigten die infizierten Tiere jedoch keine Auffälligkeiten gegenüber ihren gesunden Artgenossen: Die Infektion beeinflusste weder Geruchsvermögen, noch die Fortbewegung oder das Verhalten bei erlernten Ängsten.

Die Wissenschaftler schließen daraus, dass Toxoplasma gondii nur die Verhaltensweisen verändert, die dem Erreger für seine Vermehrung nutzen und dazu führen, dass sich der Entwicklungszyklus wieder vollenden kann. Die Forscher konnten zudem nachweisen, dass sich der Parasit besonders im Mandelkern ausbreitet, einer Gehirnregion, die für die Entstehung und Bewertung von Angstempfinden verantwortlich ist. Der Parasit manipuliere auf diese Weise sehr gezielt das Verhalten des Zwischenwirts. Forscher vermuten schon seit Längerem, dass Toxoplasma gondii psychische Störungen verursachen kann.

Ajai Vyas (Stanford-Universität) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI 10.1073/pnas.0608310104 ddp/wissenschaft.de ? Claudia Hilbert
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