Britische Forscher haben ein elektronisches System entwickelt, das Daten von medizinischen Überwachungsgeräten via Handy an den Arzt übermittelt. Mediziner können so künftig auch Patienten betreuen, die Hunderte von Kilometer entfernt, in abgelegenen Regionen ohne Arzt wohnen. Ein Prototyp des Telemedizin-Systems hat erste Praxistests bereits erfolgreich bestanden. Einsetzen lässt sich das System auch zur Fernüberwachung des Trainingserfolges von Sportlern oder im Katastrophenschutz.
Das System überträgt alle Werte, die sich elektronisch überwachen lassen, wie Herzschlag, Blutdruck oder Körpertemperatur, sagt Projektleiter Bryan Woodward von der
Loughborough University. Es eignet sich für Patienten die nicht bettlägerig sind. Sie können durch eine Klinik über ein Mobiltelefon betreut oder routinemäßig durchgecheckt werden. Um ein Elektrokardiogramm (EKG) der Herzfunktion zu erstellen, bringt der Patient Elektroden an seiner Brust an. Die gemessenen Werte digitalisiert, speichert und komprimiert ein Chip, der sie über ein speziell entwickeltes Interface als Infrarot-Signal an das Handy des Patienten weiterleitet. Dieses sendet sie über das Mobilfunknetz an einen Computer in der Arztpraxis.
Chip und Handy trägt der Patient nach Vorstellung der Forscher künftig bequem in einer Tasche an seinem Gürtel. Die beim Prototyp eingesetzten Geräte sind derzeit noch zu unhandlich dafür. Woodward und sein Team wollen sie in einem nächsten Entwicklungsschritt verkleinern. Da die Daten vertraulich sind, werden sie vor der Übermittlung verschlüsselt und beim Arzt wieder entschlüsselt. Das System überträgt die Signale fehlerfrei. „Ein Kardiologe will die gesendeten Daten natürlich so exakt sehen, wie wenn sie direkt aus der Brust des Patienten kämen“, so Woodward. Probleme kann es dem Ingenieur zufolge nur mit Verbindungsunterbrechungen im Mobilfunknetz geben.
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Almut Bruschke-Reimer