Die Forscher verabreichten schwangeren Ratten über das Trinkwasser regelmäßig Aspirin, um den Einfluss des Wirkstoffs auf die Entwicklung des präoptischen Areals zu untersuchen. Die Wirkungsweise einiger weit verbreiteter Medikamente wie Aspirin und Paracetamol beruht auf der Blockade der Cyclooxygenase. Diese Medikamente können so die Reaktionskette während der entscheidenden Entwicklungsphase des Gehirns beeinflussen und die Herstellung von Prostaglandin stören.
Als die Rattenbabys erwachsen waren, reagierten die Männchen nur zögerlich auf die Reize des anderen Geschlechts: Sie bestiegen die Weibchen seltener und brauchten länger bis zur Ejakulation als ihre unbehandelten Artgenossen. Ihre Gehirne ähnelten in ihrem Aufbau denen der weiblichen Ratten. Rattenweibchen, denen unmittelbar nach der Geburt künstlich Prostaglandin injiziert wurde, zeigten dagegen verstärkt männliches Sexualverhalten und versuchten eifrig, andere Ratten zu besteigen.
Ob sich die an den Ratten gewonnenen Erkenntnisse auch auf Menschen übertragen lassen, ist noch nicht bekannt. In Großbritannien wird nun eine Untersuchung durchgeführt, die diese Frage klären soll.