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Aspirin gegen Hautkrebs

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Aspirin gegen Hautkrebs
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Acetylsalicylsäure (ASS) scheint vorbeugend gegen Melanome zu wirken (Bild: Thinkstock)
Zu viel Sonne oder Solarium bleiben bei vielen Menschen nicht ohne Folgen: Hautkrebs gehört heute zu den häufigsten Krebsarten. Solange er sich nicht ausgebreitet hat, stehen die Heilungschancen zwar gut, leider streuen viele Melanome aber frühzeitig und dann ist der Kampf gegen den Krebs nur schwer zu gewinnen. Um so wichtiger ist es daher, dem Hautkrebs vorzubeugen. Neben Sonnenschutz könnte da ein Medikament helfen, das viele von uns ohnehin in ihrer Hausapotheke haben: Aspirin. Wie US-Forscher bei einer Studie mit knapp 60.000 Frauen festgestellt haben, senkt die längerfristige Einnahme der Acetylsalicylsäure (ASS) das Hautkrebsrisiko um bis zu 30 Prozent.

Schon seit längerem gibt es Hinweise darauf, dass einige entzündungshemmende Schmerzmittel, darunter auch Aspirin und Ibuprofen, das Risiko für bestimmte Krebsarten senken können. Studien haben positive Effekte bisher vor allem bei Darm- und Brustkrebs festgestellt. Wie Christina Gamba von der Stanford University und ihre Kollegen erklären, hängt diese Wirkung vermutlich damit zusammen, dass diese Schmerzmittel ein bestimmtes Enzym hemmen, die sogenannte Cyclooxidase-2 (COX-2). Sie spielt in unseren Zellen eine zentrale Rolle für die Entstehung von Entzündungen, denn sie sorgt dafür, dass Entzündungsbotenstoffe gebildet werden. „COX-2 ist daher ein Indikator für Entzündungen und steht auch im Verdacht, die Krebsentstehung zu fördern“, sagen die Forscher.

Tatsächlich hat man auch in Laborkulturen von Hautkrebszellen bereits beobachtet, dass diese ungewöhnlich viel COX-2 enthalten. Die entarteten Zellen vermehren sich dabei umso schneller, je höher die Konzentrationen dieses Enzyms sind, wie Gamba und ihre Kollegen berichten. Es liege daher nahe, dass Schmerzmittel, die dieses Enzym hemmen, auch das Risiko für ein Melanom senken könnten. Bisherige Studien kamen jedoch zu widersprüchlichen Ergebnissen.

Daten von knapp 60.000 Frauen ausgewertet

Deshalb haben die Wissenschaftler dies nun anhand von Daten der sogenannten Women’s Health Initiative Observational Study ausführlicher untersucht. Der Gesundheitszustand und Lebensstil von 59.806 Frauen zwischen 50 und 79 Jahren wurden im Rahmen dieser Erhebung über zwölf Jahre hinweg verfolgt. In regelmäßigen Abständen wurden alle Teilnehmerinnen dabei auch gefragt, ob und welche Schmerzmittel sie einnehmen und in welcher Häufigkeit und Dosierung. Nach zwölf Jahren waren 548 Teilnehmerinnen der Studie an Hautkrebs erkrankt. Gamba und ihre Kollegen verglichen nun, ob sich diese Frauen in Bezug auf ihren Schmerzmittelkonsum von denjenigen unterschieden, die trotz gleichem Alter und ähnlicher Lebensweise kein Melanom entwickelt hatten.

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Das Ergebnis: Frauen, die längere Zeit Aspirin oder ein anderes Präparat mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) eingenommen hatten, waren im Durchschnitt um 21 Prozent seltener an Hautkrebs erkrankt. „Je länger sie das Mittel regelmäßig einnahmen, desto stärker sank ihr Risiko“, berichten die Forscher. Bei fünf Jahren und mehr habe es schon um 30 Prozent niedriger gelegen als bei Frauen, die kein Aspirin nutzten. Dieser signifikante Zusammenhang blieb auch dann erhalten, wenn die Wissenschaftler weitere Einflussfaktoren wie Hauttyp, Solariumsbesuche oder die Nutzung von Sonnenschutzcremes berücksichtigten.

Positiver Effekt nur bei Aspirin-Wirkstoff ASS

Überraschenderweise zeigte sich dieser klare Zusammenhang aber nur bei dem Aspirin-Wirkstoff ASS. Andere Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac schienen keinerlei Effekt auf das Melanomrisiko zu haben – obwohl diese genauso wie ASS das COX-2-Enzym hemmen. Nach Ansicht der Forscher könnte dies damit zusammenhängen, dass Aspirin gerade bei älteren Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufig als Dauermedikation verschrieben wird. Die Arznei soll die Blutgerinnung hemmen und so Schlaganfällen und Herzinfarkten vorbeugen. Deshalb wird es meist regelmäßig und über lange Zeiträume hinweg eingenommen – vermutlich auch von vielen Aspirin-Nutzerinnen in der Studie. Ibuprofen und andere entzündungshemmende Schmerzmittel werden dagegen oft nur für akute Beschwerden verschrieben und daher selten über Jahre hinweg eingenommen. Dieser Unterschied könnte daher die Studienergebnisse zugunsten von Aspirin verfälscht haben, meinen Gamba und ihre Kollegen.

Was aber bedeutet das Ergebnis der Studie nun für die Allgemeinheit? Die Forscher raten ausdrücklich davon ab, Aspirin nun einfach vorbeugend einzunehmen oder gar als Hautkrebs-Prophylaxe zu verschreiben. Denn dazu habe der Wirkstoff zu viele Nebenwirkungen. Jetzt müsse erst in klinischen Studien geprüft werden, für wen sich eine solche Behandlung lohnen könnte und ob der Nutzen die Nachteile überwiegt.

Christina Gamba (Stanford University) et al., Cancer, doi: 10.1002/cncr.27817 © wissenschaft.de – ===Nadja Podbregar
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