Sprachbegabte haben in dem für die Sprachverarbeitung zuständigen Hirnareal mehr so genannte weiße Substanz. Dieses Nervengewebe ist für die schnelle Weiterleitung der Nervenimpulse verantwortlich. Ihre Gehirnstrukturen sind zudem deutlich weniger symmetrisch als bei Menschen, denen das Erlernen einer Fremdsprache schwerfällt. Das haben britische Forscher in Untersuchungen mit französischen Schülern herausgefunden.
Die Forscher um Narly Golestani stellten 65 französischen Jugendlichen im Alter von 11 bis 18 Jahren die Aufgabe, Laute in französischer Sprache von denen in der indischen Sprache Hindi zu unterscheiden. So wird beispielsweise der Laut „da“ in Französisch mit der Zunge nahe der oberen Zahnreihe gebildet, während „da“ in Hindi mit der Zunge auf dem Gaumen erzeugt wird. Die schnellsten Probanden lernten diese Unterscheidung in acht Minuten, die langsamsten fanden sich selbst nach 20 Minuten noch nicht zurecht.
Die Wissenschaftler untersuchten danach mit einem Magnetresonanztomographen die Gehirne der Gruppe der jeweils schnellsten und langsamsten Probanden. Dabei zeigte sich, dass die schnellen Lerner in für die Sprachfertigkeit zuständigen Gehirnarealen deutlich mehr an weißer Substanz aufweisen. Besonders in der linken Gehirnhälfte fanden die Forscher bei den Sprachbegabten im Durchschnitt 70 Prozent mehr weiße Substanz. Dieses zusätzliche Gewebe könnte den Informationsfluss und damit das Lernen erleichtern, vermuten die Forscher.
Allerdings sei damit nicht gezeigt, dass auch andere Aspekte des Spracherwerbs wie etwa die Grammatik schneller verarbeitet werden. Weitere Untersuchungen könnten zudem zeigen, ob diese asymmetrische Verteilung der weißen Substanz genetisch bedingt ist oder auf Umweltfaktoren beruht, sagt Golestani.
New Scientist, Online-Dienst, 7. April ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer