In einem Schildkrötennest schlüpfen die Jungen fast immer gleichzeitig aus den Eiern, um ihre Überlebenschance zu erhöhen. Wie ist das möglich? Die meist im Sand eingegrabenen Gelege werden von der Sonne ausgebrütet. Da die Eier übereinander liegen, sollte man eigentlich annehmen, dass der Nachwuchs aus den oberen Schichten früher das Licht der Welt erblickt, weil er stärker gewärmt wurde. Ein Team um Ricky-John Spencer von der australischen University of Western Sydney hat das Phänomen jetzt genauer untersucht.
Die Forscher teilten frische Gelege von Breitrand-Spitzkopfschildkröten (Emydura macquarii) in zwei Gruppen auf. Die eine Hälfte wurde sieben Tage lang bei 26 Grad Celsius bebrütet, die andere bei 30 Grad Celsius. Wie zu erwarten waren nach dieser Zeit die Embryonen weiter entwickelt, die es wärmer gehabt hatten. Das ergaben Untersuchungen ihres Stoffwechsels. Dann wurden die Eier bei einer gleichbleibenden Temperatur von rund 30 Grad Celsius wieder vereint. Die Wissenschaftler überwachten erneut den Stoffwechsel der Schildkröten und auch die Kohlendioxidproduktion im Nest.
Wie sich zeigte, holten die zunächst kälter gehaltenen Embryonen plötzlich auf. Stoffwechsel und Wachstum beschleunigten sich, sodass die Tiere schließlich gemeinsam mit ihren Geschwistern aus den Eiern krochen.
Spencers erklärt das so: „Stärker entwickelte Embryonen produzieren beim Atmen mehr Kohlendioxid. Der erhöhte CO2-Gehalt im Nest ist ein Signal für die tiefer gelegenen Embryonen, mehr Schilddrüsenhormon auszuschütten, was sie schneller wachsen lässt.“