Amerikanische Neurologen haben einen Wirkstoff entdeckt, mit dem sich eine spezielle Form des niedrigen Blutdrucks behandeln lässt: Bei der so genannten orthostatischen Hypotonie sinkt der Blutdruck der Betroffenen beim Aufstehen aus einer liegenden Position stark ab ? Schwindel und andere Beschwerden sind die Folgen. Der Wirkstoff Pyridostigmin beseitigt diese Symptome, ohne den Blutdruck ungewollt auch im Liegen anzuheben. Das meldet die Mayo Clinic in Rochester.
Pyridostigmin wirkt auf das so genannte autonome Ganglion. Diese zum autonomen Nervensystem gehörende Schaltstelle ist im Liegen weitgehend inaktiv. Erst beim Aufstehen steigt die Nervenaktivität. Ein Mittel, das auf diesen Nervenknoten wirkt, müsste daher den gewünschten Effekt bei Patienten mit orthostatischer Hypotonie haben und den Blutdruck im Stehen verbessern, ihn im Liegen jedoch unbeeinflusst lassen, vermuteten die Wissenschaftler um Phillip Low von der Mayo Clinic in Rochester.
Erste Studien von Low und seinen Kollegen zeigten, dass Pyridostigmin eine Stunde nach der Einnahme den Blutdruck der Probanden im Stehen, jedoch nicht im Liegen anhob. Dabei zeigten sich lediglich geringe Nebenwirkungen, die nur von kurzer Dauer waren. Einige der Patienten kamen mit Pyridostigmin allein zurecht, andere konnten die Dosis anderer Medikamente reduzieren.
Orthostatische Hypotonie kommt vor allem bei älteren Menschen über 70 Jahren vor. Bisherige Medikamente gegen die Beschwerden heben den Blutdruck grundsätzlich an. Dadurch ist der Blutdruck dann zu hoch und das Risiko für einen Schlaganfall steigt. Pyridostigmin ist ein etablierter Wirkstoff, der seit Jahren für die Behandlung einer bestimmten Form von Muskelschwäche eingesetzt wird.
ddp/bdw ? Cornelia Dick-Pfaff