Dieser These gingen sie in Experimenten mit Ratten nach. Sie zeigten gesunden Tieren und Nagern, deren mittlerer Schläfenlappen im Bereich des Perirhinalen Cortex beschädigt war, ein zuvor unbekanntes Objekt und ließen sie es drei Minuten lang untersuchen. Anschließend sperrten sie die Tiere für eine Stunde in den Käfig und zeigten ihnen dann das nun bekannte und ein unbekanntes Objekt.
Wie erwartet verbrachten die gesunden Tiere weniger Zeit damit, den bereits einmal gesehenen Gegenstand zu untersuchen, während die beeinträchtigten Ratten auf die Erforschung beider Objekte gleichviel Zeit verwendeten. Zur Überraschung der Wissenschaftler verlief ihre Untersuchung jedoch nicht etwa gleich lang, sondern gleich kurz: Die Nager behandelten sowohl den bekannten als auch den unbekannten Gegenstand, als wäre es bereits gut vertraute Objekte.
Dieser Effekt verschwand allerdings, wenn die Forscher die Tiere in der einstündigen Pause vor dem zweiten Test in einen abgedunkelten Käfig setzten: Nun war zwischen den gesunden und den beeinträchtigten Nagern nahezu kein Unterschied mehr zu beobachten. Durch die Dunkelheit sei die Reizüberflutung eingedämmt worden, was den Ratten offensichtlich die Verarbeitung der neuen Informationen erleichterte, berichten die Wissenschaftler. Sie schließen daraus, dass bei einer Beschädigung des Perirhinalen Cortex rudimentäre Gedächtnisfunktionen greifen, die als eine Art Notfallprogramm einen totalen Gedächtnisverlust verhindern, aber sehr störungsanfällig sind.