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Aus alt mach neu

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Aus alt mach neu
Hirnschäden durch Unfälle oder Krankheiten gehen oft mit einem deutlich verschlechterten Gedächtnis einher. Das kann zum Einen daran liegen, dass Informationen verloren gehen und dadurch bekannte Objekte als neu erscheinen. Ein internationales Forscherteam hat nun jedoch in Experimenten mit Ratten Belege für den umgekehrten Fall gefunden: Nagetiere mit Schäden in einer bestimmten Hirnregion behandelten gänzlich unbekannte Objekte, als seien sie mit ihnen bereits gut vertraut. Die Vermutung der Wissenschaftler: Können neue Informationen nicht mehr richtig verarbeitet werden, greift bei bestimmten Hirnschäden ein deutlich einfacher gestrickter, dafür aber sehr störungsanfälliger Speichermechanismus. Weist ein eigentlich unbekanntes Objekt auch nur einige wenige bekannte Merkmale auf, lautet das Urteil: Kenne ich bereits. Die Forscher um Stephanie McTighe von der University of Cambridge berichten von ihren Ergebnissen.

Bestimmte Hirnschäden, etwa im mittleren Schläfenlappen, können dazu führen, dass neue Informationen zwar aufgenommen, aber bereits nach kurzer Zeit nicht mehr oder nicht mehr korrekt abgerufen werden können. Dies war bereits bekannt. Dementsprechend, so sagten sich die Forscher um McTighe, müsste den Betroffenen ein bereits einmal gesehenes Objekt nach einiger Zeit ebenfalls wieder unbekannt erscheinen.

Dieser These gingen sie in Experimenten mit Ratten nach. Sie zeigten gesunden Tieren und Nagern, deren mittlerer Schläfenlappen im Bereich des Perirhinalen Cortex beschädigt war, ein zuvor unbekanntes Objekt und ließen sie es drei Minuten lang untersuchen. Anschließend sperrten sie die Tiere für eine Stunde in den Käfig und zeigten ihnen dann das nun bekannte und ein unbekanntes Objekt.

Wie erwartet verbrachten die gesunden Tiere weniger Zeit damit, den bereits einmal gesehenen Gegenstand zu untersuchen, während die beeinträchtigten Ratten auf die Erforschung beider Objekte gleichviel Zeit verwendeten. Zur Überraschung der Wissenschaftler verlief ihre Untersuchung jedoch nicht etwa gleich lang, sondern gleich kurz: Die Nager behandelten sowohl den bekannten als auch den unbekannten Gegenstand, als wäre es bereits gut vertraute Objekte.

Dieser Effekt verschwand allerdings, wenn die Forscher die Tiere in der einstündigen Pause vor dem zweiten Test in einen abgedunkelten Käfig setzten: Nun war zwischen den gesunden und den beeinträchtigten Nagern nahezu kein Unterschied mehr zu beobachten. Durch die Dunkelheit sei die Reizüberflutung eingedämmt worden, was den Ratten offensichtlich die Verarbeitung der neuen Informationen erleichterte, berichten die Wissenschaftler. Sie schließen daraus, dass bei einer Beschädigung des Perirhinalen Cortex rudimentäre Gedächtnisfunktionen greifen, die als eine Art Notfallprogramm einen totalen Gedächtnisverlust verhindern, aber sehr störungsanfällig sind.

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Stephanie McTighe (University of Cambridge) et al.: Science, doi: 10.1126/science.1194780 dapd/wissenschaft.de ? Mascha Schcaht
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