Das räumliche Gedächtnis und die Hirnregion zur Steuerung der Augenbewegungen sind eng aneinander gekoppelt. Das haben Wissenschaftler aus den Niederlanden in einer Studie gezeigt. Bilder in der Erinnerung beeinflussten die Augenbewegungen von Probanden dabei genauso, als wenn sie diese direkt sahen. Über ihre Ergebnisse berichten Jan Theeuwes und seine Kollegen von der Freien Universität Amsterdam im Fachmagazin Psychological Science (Ausgabe vom März 2005).
Die räumliche Orientierung eines Menschen ist eng mit den Bewegungen der Augen verbunden: Verändert sich das vor einem Betrachter liegende räumliche Bild auch nur geringfügig, lenkt dieser sofort seinen Blick auf den Ort der Veränderung. Dieser Mechanismus funktioniert auch, wenn sich das räumliche Bild nur im so genannten Arbeitsgedächtnis befindet, fanden die holländischen Forscher heraus. Dieser Arbeitsspeicher des Gehirns enthält das jeweils aktuell benötigte Wissen ? darunter die Informationen zur räumlichen Orientierung ? und wird immer wieder aktualisiert.
Die Wissenschaftler setzten für ihre Experimente acht Freiwillige vor einen Bildschirm, auf dem an wechselnden Orten ein kleiner Punkt erschien, dessen Position sie sich merken sollten. Anschließend blendeten sie den Punkt wieder aus und zeigten nach einer kleinen Pause für drei hundertstel Sekunden einen entweder nach oben oder nach unten weisenden Bogen. Die Forscher beobachteten nun die Augenbewegungen der Probanden, deren Blick dem Bogen entweder nach oben oder nach unten folgte.
Welchen Weg der Blick der Probanden dabei nahm, hing davon ab, wo auf dem Bildschirm der Punkt zuvor zu sehen war. Daraus schließen die Forscher, dass das noch im Arbeitsgedächtnis befindliche Bild die Augenbewegungen direkt beeinflusste. Die aktuelle räumliche Orientierung und die Steuerung der Augenbewegungen seien demnach sehr eng miteinander verbunden, fassen sie ihre Ergebnisse zusammen.
ddp/bdw ? Ulrich Dewald