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Auslese: Weitere Wissensnews der Woche kompakt

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Auslese: Weitere Wissensnews der Woche kompakt
Von wegen stumm
Der Volksmund gesteht Fischen höchstens ein ?Blub? zu. Doch weit gefehlt: Die Wasserbewohner sind weder stumm noch taub ? viele Arten machen sich lautstark bemerkbar. Forscher haben nun bei einem besonders prominenten Fisch genau hingehört: dem Piranha. Offenbar bellen die berüchtigten Räuber bevor sie beißen, zeigen die Untersuchungen der Biologen um Eric Parmetier von der Universität Liege in Belgien. Die Wissenschaftler zeichneten mit Unterwassermikrophonen die Laute auf, die die Fische während ihrer Suche nach Futter im Aquarium von sich gaben. Wenn ein Konkurrent ihnen das Futter streitig machen wollte, gaben die Tiere die bellenden Warn-Laute von sich, zeigten die Aufnahmen. Die Forscher entdeckten auch noch zwei weitere Geräusche: ein Trommeln und einen krächzenden Laut. Wie die Tiere diese Äußerungen hervorbringen, offenbarte nun die genaue Analyse der Piranha-Anatomie: Den krächzenden Ton erzeugen demnach die Kiefer, das Trommeln und Bellen stammt dagegen von der Schwimmblase. Die Forscher konnten durch Experimente zeigen, wie spezielle Muskeln die Schwimmblase zum Vibrieren bringen. Je nachdem, in welcher Frequenz und mit welcher Intensität sich die Muskeln zusammenzogen, ertönte entweder das Trommelgeräusch oder das kräftige Bellen. Letzteres konnten die Forscher übrigens auch hören, wenn sie ein Exemplar mit der Hand aus dem Wasser hoben. Dabei zeigte sich erneut, dass bellende Piranhas beißen: Die Forscher bekamen das nach eigenen Angaben blutig zu spüren. Eins sollte in diesem Zusammenhang allerdings immer Erwähnung finden: Piranhas sind zwar bissige Raubfische, aber die Horrorszenen mancher Hollywoodfilme, bei denen ein Schwarm einen Menschen binnen Sekunden in ein Skelett verwandelt, sind pure Phantasie.(Eric Parmetier von der Universität Liege et al.: Journal of Experimental Biology, doi: 10.1242/​j eb.061218).

Der Größte der Winzlinge
Die geringe Größe ist eigentlich das Markenzeichen der Viren ? die meisten sind nur im Rasterelektronenmikroskop erkennbar. Nun haben Forscher im Ozean vor der Westküste Chiles ein Virus gefunden, das mit 0,7 Mikrometern etwa zehn- bis zwanzigmal größer ist als die meisten anderen Viren. Es ist damit sogar größer als manche Bakterienarten. Die Forscher um Jean-Michel Claverie vom französischen Wissenschaftszentrum CNRS gaben dem Rekordhalter nun auch einen einschlägigen Namen: Megavirus chilensis. Es ist nicht nur riesig was seine Ausmaße betrifft, sondern auch sein Erbgut ist das umfangreichste, das jemals dokumentiert wurde: 1.100 Erbinformationen umfassen sein genetisches Programm. Es befällt im Meer lebende Amöben, die für seine Vermehrung sorgen. Es gelang den Forschern auch, die Amöben künstlich mit den Viren im Labor zu infizieren und ihre Entwicklung zu beobachten. Beim Thema Viren stößt man an die Grenzen der Definition von Leben: Sie haben keinen eigenen Stoffwechsel und können sich auch nicht selbst vermehren ? das müssen ihre Wirtszellen für sie erledigen. Wie kleine Raumschiffe transportieren Viren die Erbinformation ihres eigenen Bauplans, verpackt in eine Hülle, von einer Wirts-Zelle zur nächsten. Nachdem es seinen Bauplan in das Erbgut des Opfers eingeschleust hat, zwingt das Virus die Wirtszelle zur Produktion von weiteren Viren-Partikeln, die dann erneut auf Reise gehen. Sobald der Bauplan in der DNA der Wirtszelle steckt, ist das Virus Teil eines lebenden Systems ? also Leben. Wenn die Viruspartikel die Wirtszelle dagegen verlassen, sind sie nichts weiter als verpackte DNA. Im Fall des Megavirus ist offenbar viel genetische Information nötig, um die Amöben zu befallen. Den Forschern zufolge stellt Megavirus chilensis aber keinerlei Gefahr für den Menschen dar. (Jean-Michel Claverie, CNRS et al.: PNAS, doi: 10.1073/pnas.1110889108).

Das Genom des Nacktmulls ist sequenziert
Der Nacktmull ist eines der seltsamsten Lebewesen der Erde und genau das macht ihn für Genetiker so spannend: Die mausgroßen Nagetiere leben in Staaten unter der Erde, werden bis zu 30 Jahre alt und bekommen niemals Krebs. Studien haben außerdem gezeigt, dass die Haut der nackten Exoten keinen Schmerz wahrnimmt. Für das Menschliche Auge sind Nacktmulle geradezu grotesk hässlich: Sie haben fleischfarbene Haut, nur ein paar Haare, winzige Augen und vorstehende Zähne. Sie sehen etwa so aus wie ein schrumpeliger Penis auf vier kurzen Beinchen. Schön aussehen muss der Nacktmull aber auch nicht, denn bei seiner Lebensweise würde das sowieso keiner erkennen: Ähnlich wie staatenbildende Insekten leben Nacktmulle in finsteren unterirdischen Staaten mit bis zu 300 Tieren. ?Regiert? werden sie von einer ?Königin?, die als einziges Weibchen fortpflanzungsfähig ist und für Nachkommen sorgt. Das nun sequenzierte Genom soll klären, welche Erbinformationen hinter all den ungewöhnlichen Eigenschaften der Nacktmulle stecken, dabei stehen natürlich die Informationen für die Alterungs- und Krebsforschung im Zentrum. Erste Analysen der Forscher um Vadim Gladyshev von der amerikanischen Harvard Medical School in Boston weisen bereits auf genetische Besonderheiten hin, die mit der erstaunlichen Krebsresistenz der Tiere in Zusammenhang stehen könnten. Weitere Studien sollen nun folgen. (Vadim Gladyshev von der amerikanischen Harvard Medical School in Boston et al.: Nature, doi: 10.1038/nature10533).

Der Nase nach zur Milchbar
Offenbar dienen Duftsekrete aus kleinen Drüsen rund um die Brustwarze Babys als eine Art Navigationshilfe. Das zeigen nun Untersuchungen Französischer Forscher. Bisher galt das Sekret der sogenannten Montgomery-Drüsen nur als Schutzsubstanz für die Haut der Mutter beim Stillen.Tatsächlich verströmen die Drüsen aber wohl auch die Botschaft: Hier gibt`s was zu Nuckeln. Die Forscher zählten bei 121 Müttern die Zahl der Montgomery-Drüsen in den ersten drei Tagen nach der Geburt aus und verglichen dieses Ergebnis mit dem Saugverhalten der Babys. Eine höhere Drüsenanzahl ging dabei mit häufigerem Saugen einher, wie die Forscher berichten. Außerdem stellten sie fest, dass bei Sekretabsonderung Babys öfter spezielle Mundbewegungen machen, die offenbar Milchdurst dokumentieren. Die Forscher schließen daraus, dass das Sekret nicht nur eine reine Hautschutz-Funktion hat, sondern auch als Signal-Duftstoff fungiert. Für diese Funktion gibt es bereits durchaus Beispiele im Tierreich: Hasenmütter sondern ebenfalls Duftstoffe ab, die ihrem Nachwuchs den Weg zu den Milchdrüsen weisen. (Benoist Schaal of the National Centre for Scientific Research in Dijon et al.: Early Human Behaviour, doi:10.1016/j.earlhumdev.2011.07.020).

Erdmännchen erkennen einander an der Stimme
Sie gehören zu den beliebtesten Tieren im Zoo: Wenn die putzigen Wüstenbewohner hochgereckt auf zwei Beinen stehen, amüsieren sie uns, weil sie so menschlich wirken. Nun haben Forscher eine weitere Parallele zum Menschen entdeckt: Erdmännchen können ihre Artgenossen anhand der Stimme erkennen. Das zeigen Freilandversuche eines Forscherteams um Simon Townsend von der Universität Zürich. Den Tieren wurden nacheinander zwei unterschiedliche, aber vom gleichen Gruppenmitglied stammende Rufe vorgespielt. Die Lautsprecher standen dabei an zwei verschiedenen Orten, also ein in der Realität unmögliches Szenario. Zum Vergleich spielten sie den Tieren auch die mögliche Variante vor: die Rufe von zwei unterschiedlichen Artgenossen aus zwei Richtungen. Nach Angaben der Wissenschaftler reagierten die Erdmännchen auf das unmögliche Szenario eindeutig verwirrt. Bei den Rufen von zwei unterschiedlichen Tieren war das dagegen nicht der Fall. Daraus folgerten die Biologen, dass Erdmännchen die einzelnen Individuen anhand ihrer Stimmen unterscheiden können. (Simon Townsend von der Universität Zürich et al.: Biology Letters, doi: 10.1098/rsbl.2011.0844).

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