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Bad Vibrations

Erde|Umwelt

Bad Vibrations
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Der Rotaugenlaubfrosch (Agalychnis callidryas) ist ein sehr streitlustiger Zeitgenosse.
Männliche Rotaugenlaubfrösche kommunizieren untereinander, indem sie die umgebende Vegetation durch bestimmte Bewegungen vibrieren lassen. Das haben US-Forscher herausgefunden, indem sie die Frösche in freier Wildbahn studierten sowie Laborversuche mit Roboterfröschen durchführten. Die als Tremulation bezeichneten Vibrationssignale werden im Vorfeld aggressiver Auseinandersetzungen zwischen Männchen erzeugt und enthalten Botschaften über die körperliche Größe, den Status und die Absichten des Senders. Diese Erkenntnisse öffnen die Tür für weitere Forschung im Bereich der nichtvisuellen und nichtakustischen Kommunikation im Tierreich, berichten Michael Caldwell von der Boston University und sein Team.

Die in ganz Mittelamerika beheimateten Rotaugenlaubfrösche (Agalychnis callidryas) besiedeln bevorzugt Bäume in der Nähe von stillen Gewässern. Während der Regenzeit von Mai bis November widmen sich die nachtaktiven Tiere der Fortpflanzung. Zusätzlich zu den Paarungsrufen, die die männlichen Frösche ausstoßen, um Weibchen anzulocken, erzeugen sie auch ungleich aggressivere Laute zur Verteidigung ihres Territoriums vor unliebsamen männlichen Konkurrenten. Da die Weibchen sich meist nur mit einem einzigen Glücklichen paaren, sind handgreifliche Auseinandersetzungen zwischen den Bewerbern an der Tagesordnung. Dabei drohen die Frösche potenziellen Gegnern im Vorfeld eines Kampfes, indem sie ihren ganzen Körper schütteln. Dadurch erzeugen sie Vibrationen im ganzen Geäst, die von den Konkurrenten als Signale erkannt und beantwortet werden.

Um diese bei Insekten und anderen Gliederfüßern weitgehend untersuchte Kommunikationsform auch bei Wirbeltieren nachzuweisen, reisten Michael Caldwell und seine Kollegen nach Panama und beobachteten die Frösche in ihrem natürlichen Lebensraum. Die Forscher arbeiteten mit speziellen Infrarotkameras, um die sensiblen Tiere nicht zu stören. Weitere Untersuchungen fanden dann im Smithsonian Tropical Research Institute in Panama City statt, wo mittels eines Roboterfrosches künstliche Vibrationen erzeugt wurden. So konnten die Forscher die Reichweite und die Sensitivität der Signale genau messen.

Den Beobachtungen der Forscher zufolge steht die Art der erzeugten Vibration im direkten Zusammenhang mit der Größe des Männchens und dem Inhalt der Botschaft. Die aggressiven Auseinandersetzungen entstehen jedoch nicht nur in der Anwesenheit von Weibchen. Vielmehr sei die Tremulation an sich ein eindeutig aggressives Signal und führte in vielen Fällen zu einem Ringkampf zwischen den Streithähnen, sagen die Forscher. Die von den Rotaugenlaubfröschen gewonnenen Erkenntnisse ließen sich möglicherweise auch auf andere auf Bäumen lebende Wirbeltierarten anwenden. Kommunikation durch Vibrationserzeugung könnte auch bei anderen Froscharten, Vögel oder Primaten vorkommen. Weitere Forschungen auf dem Gebiet der Verständigung unter Tieren seien notwendig, um das Verständnis für ökologische Wechselwirkungen zu verbessern.

Michael Caldwell (Boston University) et al.: Current Biology, Bd. 20, Nr. 10, doi:10.1016/j.cub.2010.03.069 ddp/wissenschaft.de ? Gwydion Brennan
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