Den Ergebnissen zufolge hatten insgesamt 57 Prozent der Frauen während der Schwangerschaft Schmerzmittel eingenommen. Der Vergleich mit den Schwangeren, die keinerlei Schmerzmedikamente konsumiert hatten, zeigte: Die Ungeborenen scheinen besonders im zweiten Trimenon, also zwischen dem vierten und sechsten Monat, empfindlich auf die Schmerzmedikamente zu reagieren. Ibuprofen und Acetylsalicylsäure vervierfachten in dieser Zeit das Kryptorchismus-Risiko für männliche Babys, Paracetamol verdoppelte es. Besonders problematisch sei allerdings die Kombination aus verschiedenen Schmerzmitteln, schreiben die Forscher: In diesem Fall stieg das Risiko für die Fehlentwicklung der Genitalien auf das 16-fache.
Um die körperlichen Hintergrund dieser Zusammenhänge zu untersuchen, analysierten die Forscher außerdem die Auswirkungen von Paracetamol auf trächtige Ratten. Dabei konnten sie zeigen, dass das Schmerzmittel auch im Tiermodell die Entwicklung der Genitalien negativ beeinflusst. Die Untersuchung der Rattenföten zeigte außerdem eine Wirkung auf den Hormonhaushalt in den Hoden: Hier war der Spiegel des männlichen Geschlechtshormons Testosteron um die Hälfte geringer als bei den Vergleichstieren.
Die Wissenschaftler sehen in ihren Ergebnissen eine mögliche Ursache für die sinkende Fruchtbarkeit bei Männern in den vergangenen Jahrzehnten. Sie betonen, dass noch weiter Studien folgen müssen, um noch genauere Informationene zu der Wirkung der Schmerzmedikamente in der Schwangerschaft zu gewinnen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Studie empfiehlt Henrik Leffers allerdings jetzt schon: „Schwangere sollten den Rat eines Arztes aufsuchen, bevor sie Schmerzmittel einnehmen. Generell gilt: Während der Schwangerschaft so wenige Medikamente wie möglich“.