Wird nun die Myelinzerstörung durch Medikamenteneinnahme, ungesunde Ernährung, Umweltbelastungen, genetische Veranlagung oder andere Faktoren beschleunigt, verstärken sich auch die Fehler bei der Signalweiterleitung im Gehirn. Das kann beispielsweise Vergesslichkeit verursachen, zur Zusammenlagerung bestimmter Proteine und damit den typischen Alzheimer-Plaques führen oder auch andere Demenzerkrankungen auslösen, meint Bartzokis. Dabei verlaufe der Abbau der Isolationsschicht genau umgekehrt wie ihr Aufbau: Die Nervenverbindungen, die während der Gehirnentwicklung als letzte gebildet und mit der Myelinschicht umgeben worden sind, werden als erste zerstört.
Nach Bartzokis Ansicht erklärt dieses Modell, warum bei Alzheimer zuerst komplexe Gedankenverbindungen und der Aufbau neuer Erinnerungen unmöglich werden, da die dafür benötigten Verbindungen erst spät entstehen. Dagegen seien grundlegende Fähigkeiten wie Sprache oder Bewegung erst in einem sehr späten Stadium betroffen, da sich die entsprechende Vernetzung schon bei kleinen Kindern bilde. Der Neurowissenschaftler empfiehlt, Alzheimer nicht erst dann zu bekämpfen, wenn sich die Schäden bereits zeigen, sondern durch cholesterinsenkende oder entzündungshemmende Mittel, gesunde Ernährung und möglicherweise Hormontherapien dem Abbau des Myelins vorbeugend entgegen zu wirken.