Nach der Berücksichtigung anderer Faktoren wie Alter, täglicher Kalorienaufnahme, Gewicht, körperlicher Aktivität, Tabak- und Alkoholkonsum sowie der täglich aufgenommenen Menge an Ballaststoffen und Folsäure fanden die Forscher einen eindeutigen statistischen Zusammenhang zwischen Krebsrisiko und der täglich verzehrten Menge an Fleisch, Fleischprodukten und Fisch: Pro 100 Gramm Schweine-, Rind-, Lamm- oder Kalbfleisch täglich steigt das Krebsrisiko demnach um 49 Prozent und pro 100 Gramm Wurst, Speck, Fleischkonserven oder Schinken sogar um 70 Prozent. 100 Gramm Fisch täglich senken dagegen das Risiko um etwa 50 Prozent. Geflügel hat keinen Einfluss auf das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.
Auf welche Weise das Fleisch die Krebshäufigkeit beeinflusst, wissen die Forscher bislang noch nicht. Sie vermuten jedoch, dass das Eisen im roten Blutfarbstoff Hämoglobin, der in rotem Fleisch in großen Mengen vorhanden ist, im Körper die Bildung schädlicher Stickstoffverbindungen verstärkt. Auch Substanzen, die beim Grillen oder Räuchern von Fleisch entstehen, könnten eine Rolle spielen. Fisch dagegen enthält die gesunden langkettigen, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren, die nach Ansicht der Forscher für den Schutzeffekt verantwortlich sein könnten. Trotz der Erhöhung durch den Fleischverzehr bleibt das Risiko für einen 50-Jährigen, in den nächsten 10 Jahren an Darmkrebs zu erkranken, gering: Es lag selbst bei der Gruppe mit dem höchsten Fleischkonsum lediglich bei 1,7 Prozent.
Heiner Boeing ( Deutsches Institut für Ernährungsforschung in Potsdam) und Jakob Linseisen ( Deutsches Krebsforschungszentrum in Heidelberg) et al.: Journal of the National Cancer Institute, Bd. 97, S. 906