Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Betablocker sollen traumatische Erinnerungen verblassen lassen

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Betablocker sollen traumatische Erinnerungen verblassen lassen
Ein weit verbreitetes Medikament könnte die belastenden Erinnerungen an ein traumatisches Erlebnis verblassen lassen, hoffen amerikanische Psychiater. Die Substanz aus der Gruppe der Betablocker, die häufig bei Herzerkrankungen eingesetzt werden, könnte auch die Speicherung bedrohlicher Erinnerungen blockieren, erklären die Forscher die Wirkungsweise. Der Ansatz ist jedoch unter Wissenschaftlern sehr umstritten.

Der Betablocker Propranolol blockiert Botenstoffe im Gehirn, die für die Abspeicherung von Erinnerungen zuständig sind. Das hatten bereits Versuche mit Ratten gezeigt. Entscheidend schien dabei der richtige Zeitpunkt zu sein: Erhielten die Ratten das Medikament immer kurz nach einem Ton, der eine erlernte Angstreaktion auslöste, verloren sie in der Folge ihre Angst.

Ähnliches wollen Margaret Altemus von der Cornell-Universität in Ithaca und ihre Kollegen nun auch am Menschen testen. Hierfür suchen die Forscher Freiwillige, die an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) erkrankt sind. Diese Patienten leiden noch Monate oder Jahre nach einem Trauma unter belastenden Folgen wie Albträumen, Flashbacks oder starker Schreckhaftigkeit. In Altemus‘ Studie sollen die Teilnehmer Propranolol immer dann einnehmen, wenn Erinnerungen an das Ereignis auftauchen und sie typische Angstsymptome wie Herzrasen bemerken. Durch Propranolol könne die Verbindung zwischen Erinnerung und Angstreaktion aufgehoben werden, hofft die Forscherin.

Bisher haben die Psychiater jedoch Probleme, Freiwillige für die Untersuchung zu finden. Seit dem Start der Studie im Februar hätten sie nur einen Probanden pro Monat gewinnen können, sagt Altemus. Obwohl die Zahl der Patienten mit PTSD durch die Terroranschläge der letzten Zeit stetig zugenommen hat, äußern sowohl Fachleute als auch Laien Bedenken gegen die neue Therapie. So stellen sich einige Forscher die Frage, wie ein Medikament für das Vergessen helfen könne, wenn einen Patienten nicht bewusste Erinnerungen quälen. Diese müssten erst bewusst gemacht werden, um anschließend bewältigt werden zu können, meint etwa Berthold Gersons, Psychiater an der Universität Amsterdam.

Margaret Altemus (Cornell-Universität, Ithaca): Nature (Bd. 436, S. 448)

Anzeige
ddp/wissenschaft.de ? Christine Amrhein
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

mor|phen  〈V. t.; hat; IT〉 ein Bild od. eine Gestalt ~ übergangslos verwandeln [zu engl. morphing … mehr

Te|nor|buf|fo  〈m. 6; Pl. a.: –buf|fi; Mus.〉 Sänger mit Tenorstimme für komische Rollen

Frak|ti|on  〈f. 20〉 1 die Vertreter einer Partei innerhalb der Volks–, Gemeindevertretung 2 〈Chem.〉 ein Teil eines Stoffgemisches, der durch eine physikal. od. chem. Methode davon abgetrennt wurde u. sich hinsichtlich der angewandten Trennungsmethode, also z. B. im Siedepunkt, der Kristallisationstemperatur, der Löslichkeit in einem Lösungsmittel, der Korngröße (bei festen Stoffen) od. dergleichen, einheitlicher verhält als das Ausgangsgemisch … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige