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Bienen auf Koks

Erde|Umwelt

Bienen auf Koks
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Für die anderen Nektar zu sammeln, ist ein typisches altruistisches Verhalten von Honigbienen - und lässt sich durch Kokain verstärken.
Auch Honigbienen reagieren auf Kokain: Die Substanz wirkt ähnlich wie beim Menschen auf eine Art Belohnungszentrum der Insekten ein und lässt sie besonders enthusiastische Schwänzeltänze ausführen. Das haben australische Forscher von der Macquarie-Universität in Sydney herausgefunden, indem sie Bienen mit einer Zuckerlösung anlockten und den Insekten dann eine kokainhaltige Lösung auf den Körper tropften. Die derart aufgenommene Droge brachte die Bienen dazu, die anderen Bewohner ihres Stocks auf die neue Nahrungsquelle aufmerksam zu machen ? und das, obwohl der Nährwert der dort vorhandenen Zuckerlösung eher gering war.

Normalerweise teilen Arbeiterbienen ihren Mitbewohnern nur bei besonders lukrativen Nahrungsquellen mit, wo sich das Futter befindet. Dazu führen sie spezielle Bewegungen ? eben den sogenannten Schwänzeltanz ? auf, aus dem andere Bienen die benötigten Informationen über den Ort und die Qualität der Nahrungsquelle ablesen können. Bienen, die unter dem Einfluss von Kokain stehen, tanzen diesen Tanz allerdings wesentlich häufiger als ihre nüchternen Stammeskolleginnen ? sie übertreiben also sozusagen ihr Engagement, konnten die Forscher jetzt zeigen.

Dieses Verhalten spiegelt ihrer Ansicht nach eine starke Neigung zum Altruismus in der sehr sozial organisierten Bienengesellschaft wider. Wie bereits aus früheren Untersuchungen bekannt, steuert der Botenstoff Octopamin, ein Verwandter des menschlichen Signalstoffs Dopamin, das soziale Verhalten von Insekten. Während er jedoch bei vielen Arten den Appetit anregt, also vor allem dem einzelnen Tier selbst nutzt, löst er bei Bienen einen gesteigerten Drang aus, ihren Artgenossen den Weg zu einer Futterquelle mitzuteilen ? ein sehr viel selbstloseres Verhalten also. Da Kokain dieses Verhalten ebenfalls verstärkt, vermuten die Wissenschaftler, dass die Droge einen Belohnungsschaltkreislauf ankurbelt, der sich im Lauf der Bienenevolution entwickelt hat, um eben dieses selbstlose Verhalten zu fördern.

Auch beim Menschen steuert das Belohnungszentrum das soziale Zusammenleben, betont Robinson. Zudem zeichnete sich in den Tests noch eine weitere Parallele zwischen den Insekten und den Menschen ab: Kokain erzeugt auch bei den Bienen schnell eine Abhängigkeit. So hatten die Insekten ohne die Droge überhaupt keine Schwierigkeiten, den Unterschied zwischen Vanille- und Zitronenduft zu erlernen. Mit Kokain hingegen blieb diese Aufgabe nur solange kein Problem, wie die Versorgung mit der Droge sichergestellt war. Sobald die Substanz jedoch abgesetzt wurde, stellten sich bei den Insekten Entzugserscheinungen ein und beeinträchtigten messbar die Lernfähigkeit. Bei Menschen kann bereits der einmalige Konsum von Kokain zu einer starken, psychischen Abhängigkeit führen.

Gene Robinson (University of Illinois) et al.: Journal of Experimental Biology , Bd. 212, Nr. 2 ddp/wissenschaft.de ? Stefan Pröll
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